(Worms) Der Bun­des­ge­richts­hof hat soeben einen Frei­spruch des Land­ge­richts Ham­burg im Zusam­men­hang mit der Fäl­schung von Coro­na-Impf­be­schei­ni­gun­gen auf­ge­ho­ben und die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an eine ande­re Straf­kam­mer des Land­ge­richts zurückverwiesen.

Dar­auf ver­weist der Moer­ser Fach­an­walt für Straf- und Ver­kehrs­recht Ber­til Jakobson, Vize­prä­si­dent des Deut­schen Straf­ver­tei­di­ger Ver­ban­des (DSV) e. V. mit Sitz in Worms, unter Hin­weis auf die Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) zu sei­nem Urteil vom 10. Novem­ber 2022 — 5 StR 283/22.

Das Land­ge­richt hat­te den Ange­klag­ten am 1. März 2022 wegen Han­del­trei­bens mit Betäu­bungs­mit­teln in nicht gerin­ger Men­ge zu einer – inzwi­schen rechts­kräf­ti­gen – Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt, ihn vom Vor­wurf der mehr­fa­chen Urkun­den­fäl­schung indes frei­ge­spro­chen. Die gegen den Frei­spruch gerich­te­te Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft hat Erfolg.

Nach den Fest­stel­lun­gen stell­te der Ange­klag­te ins­ge­samt 19 unrich­ti­ge Impf­be­schei­ni­gun­gen aus. Gegen ein Ent­gelt trug er angeb­lich erfolg­te Erst- und Zweit­imp­fun­gen gegen das Sars-CoV-2-Virus nebst Impf­stoff­be­zeich­nung und Char­gen­num­mer in von ihm erstell­te oder bereits aus­ge­stell­te Impf­päs­se ein. Die Ein­tra­gun­gen ver­sah er mit dem vor­geb­li­chen Stem­pel eines Impf­zen­trums sowie der nach­ge­ahm­ten oder erfun­de­nen Unter­schrift eines angeb­li­chen Impf­arz­tes. Ange­sichts der dama­li­gen Zugangs­be­schrän­kun­gen für Unge­impf­te auf­grund der CoViD-19-Pan­de­mie war dem Ange­klag­ten bewusst, dass sei­ne Abneh­mer die Beschei­ni­gun­gen gegen­über Drit­ten, etwa Apo­the­ken zur Erstel­lung eines digi­ta­len Impf­zer­ti­fi­kats oder in der Gas­tro­no­mie zum Nach­weis über angeb­li­che Schutz­imp­fun­gen ihrer Per­son, vor­le­gen würden.

Das Land­ge­richt hat sich inso­weit aus Rechts­grün­den an einer Ver­ur­tei­lung des Ange­klag­ten gehin­dert gese­hen und ihn daher freigesprochen.

Eine Straf­bar­keit wegen Fäl­schung von Gesund­heits­zeug­nis­sen gemäß § 277 StGB in der zur Tat­zeit gel­ten­den Fas­sung (a. F.) sei nicht in Betracht gekom­men, da die dama­li­ge Vor­schrift eine Ver­wen­dung der Fal­si­fi­ka­te bei einer Behör­de oder einer Ver­si­che­rung vor­aus­setz­te, was vor­lie­gend bei Gebrauch in der Gas­tro­no­mie oder in Apo­the­ken nicht gege­ben sei. Inso­weit hat der Bun­des­ge­richts­hof kei­nen Rechts­feh­ler festgestellt.

Einer Ver­ur­tei­lung wegen Urkun­den­fäl­schung gemäß § 267 StGB habe nach Ansicht des Land­ge­richts ent­ge­gen­ge­stan­den, dass § 277 StGB a.F. eine abschlie­ßen­de Son­der­re­ge­lung gewe­sen sei, die einen Rück­griff auf das all­ge­mei­ne Urkun­den­straf­recht ver­bo­ten habe. Dies hat der Bun­des­ge­richts­hof als rechts­feh­ler­haft bean­stan­det und des­halb den Frei­spruch aufgehoben.

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung von Tei­len der ober­ge­richt­li­chen Recht­spre­chung, denen das Land­ge­richt gefolgt ist, han­delt es sich bei § 277 StGB a.F. nicht um eine spe­zi­el­le Vor­schrift, die den Täter der Fäl­schung von Gesund­heits­zeug­nis­sen im Ver­hält­nis zu dem einer Urkun­den­fäl­schung pri­vi­le­gie­ren soll. Weder dem Zweck noch dem sys­te­ma­ti­schen Zusam­men­hang der mit­ein­an­der kon­kur­rie­ren­den Bestim­mun­gen oder dem Wil­len des Gesetz­ge­bers las­sen sich Anhalts­punk­te für eine sol­che Pri­vi­le­gie­rung ent­neh­men. Erst recht ent­fal­tet § 277 StGB a.F. kei­ne “Sperr­wir­kung” gegen­über der Urkun­den­fäl­schung (§ 267 StGB), wenn der Tat­be­stand der Fäl­schung von Gesund­heits­zeug­nis­sen – so wie hier — nicht (voll­stän­dig) erfüllt ist.

Die Sache bedarf des­halb neu­er Ver­hand­lung und Entscheidung.

Jakobson riet grund­sätz­lich – unab­hän­gig von die­sem Fall – in allen straf­recht­lich rele­van­ten Fäl­len sowie als Opfer von Gewalt­ta­ten so früh wie mög­lich recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf die Anwäl­te und Anwäl­tin­nen in dem Deut­scher Straf­ver­tei­di­ger Ver­band (DSV) e. V. –www.deutscher-strafverteidigerverband.de – verwies.

Für Rück­fra­gen steht Ihnen zur Verfügung:

Ber­til Jakobson

Rechts­an­walt

Fach­an­walt für Strafrecht

Fach­an­walt für Verkehrsrecht

Vize­prä­si­dent des VDA Ver­band deut­scher Anwäl­te e. V. sowie

Vize­prä­si­dent des Deut­schen Straf­ver­tei­di­ger Ver­ban­des (DSV) e. V

Zechen­stra­ße 62

47443 Moers

Tel.: 02841/9980188
Fax: 02841/9980189
Mail: info@kanzlei-jakobson.de
www.kanzlei-jakobson.de