(Worms) Der 6. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat am 10. Janu­ar 2023 auf die Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft das Urteil des Land­ge­richts Braun­schweig vom 28. Sep­tem­ber 2021 auf­ge­ho­ben und die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an eine ande­re Wirt­schafts­straf­kam­mer des Land­ge­richts zurück­ver­wie­sen.

Dar­auf ver­weist der Moer­ser Fach­an­walt für Straf- und Ver­kehrs­recht Ber­til Jakobson, Vize­prä­si­dent des Deut­schen Straf­ver­tei­di­ger Ver­ban­des (DSV) e. V. mit Sitz in Worms, unter Hin­weis auf die Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs (BGH) zu sei­nem Urteil vom 10. Janu­ar 2023 — 6 StR 133/22.

Das Land­ge­richt hat die Ange­klag­ten, zwei frü­he­re Vor­stän­de für den Bereich Per­so­nal und zwei frü­he­re Per­so­nal­lei­ter der Volks­wa­gen AG, vom Vor­wurf der Untreue frei­ge­spro­chen. Gegen­stand des Urteils war die Gewäh­rung von Arbeits­ent­gel­ten (Monats­ent­gel­te und frei­wil­li­ge Bonus­zah­lun­gen) an frei­ge­stell­te Betriebs­rä­te in den Jah­ren 2011 bis 2016, die die Zah­lun­gen an die betriebs­ver­fas­sungs­recht­lich zutref­fen­den Ver­gleichs­grup­pen erheb­lich über­stie­gen. Hier­durch ent­stand der Volks­wa­gen AG ein Scha­den von mehr als 4,5 Mil­lio­nen Euro. Nach Ansicht des Land­ge­richts haben die Ange­klag­ten durch die Umstu­fung der Betriebs­rä­te in deut­lich höhe­re, dem “Manage­ment­kreis” vor­be­hal­te­ne Ent­gelt­grup­pen und die Gewäh­rung frei­wil­li­ger Bonus­zah­lun­gen von jähr­lich 80.000 Euro bis 560.000 Euro je Betriebs­rat den objek­ti­ven Tat­be­stand einer Untreue erfüllt. Ihnen feh­le aber der erfor­der­li­che Vor­satz, weil sie sich auf die Ein­schät­zun­gen inter­ner und exter­ner Bera­ter ver­las­sen bezie­hungs­wei­se ein bestehen­des Ver­gü­tungs­sys­tem vor­ge­fun­den und irr­tüm­lich ange­nom­men hät­ten, mit ihren jewei­li­gen bewil­li­gen­den Ent­schei­dun­gen kei­ne Pflich­ten zu verletzen.

Der 6. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Frei­sprü­che aufgehoben.

Zwar ist das Land­ge­richt im Aus­gangs­punkt zutref­fend davon aus­ge­gan­gen, dass der objek­ti­ve Tat­be­stand einer Untreue nach § 266 Abs. 1 Straf­ge­setz­buch erfüllt sein kann, wenn ein Vor­stand oder Pro­ku­rist einer Akti­en­ge­sell­schaft unter Ver­stoß gegen das betriebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Begüns­ti­gungs­ver­bot einem Mit­glied des Betriebs­rats ein über­höh­tes Arbeits­ent­gelt gewährt. Die vom Land­ge­richt hier­zu getrof­fe­nen Urteils­fest­stel­lun­gen genü­gen aber nicht den gesetz­li­chen Dar­stel­lungs­an­for­de­run­gen. Der Senat ver­mag daher nicht zu beur­tei­len, ob die Bewil­li­gung der monat­li­chen Ent­gel­te und Bonus­zah­lun­gen den betriebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Grund­sät­zen wider­spricht und ob das Land­ge­richt auf zutref­fen­der Grund­la­ge einen Vor­satz der Ange­klag­ten ver­neint hat. So ist dem Urteil ins­be­son­de­re nicht zu ent­neh­men, nach wel­chem Sys­tem die Ver­gü­tung von Ange­stell­ten der Volks­wa­gen AG gene­rell gere­gelt war, wel­che Kri­te­ri­en für die Ein­ord­nung in “Kos­ten­stel­len” und “Ent­gelt­grup­pen” gal­ten, nach wel­chen Regeln ein Auf­stieg in höhe­re “Ent­gelt­grup­pen” sowie in die ver­schie­de­nen “Manage­ment­krei­se” vor­ge­se­hen war und wel­che Maß­stä­be den Ent­schei­dun­gen über die Gewäh­rung von Bonus­zah­lun­gen sowie über deren Höhe zugrun­de lagen.

Dar­über hin­aus weist auch die Beweis­wür­di­gung des Land­ge­richts zum Vor­satz der Ange­klag­ten einen Rechts­feh­ler auf. Sie ist lücken­haft, weil das Land­ge­richt inso­weit allein die Ein­ord­nung der Betriebs­rats­mit­glie­der in bestimm­te Ent­gelt­stu­fen in den Blick genom­men, jedoch die ihnen über ihre Grund­ge­häl­ter hin­aus gewähr­ten Bonus­zah­lun­gen – die teil­wei­se die Grund­ge­häl­ter erheb­lich über­stie­gen – außer Betracht gelas­sen hat.

Jakobson riet grund­sätz­lich – unab­hän­gig von die­sem Fall – in allen straf­recht­lich rele­van­ten Fäl­len sowie als Opfer von Gewalt­ta­ten so früh wie mög­lich recht­li­chen Rat in Anspruch zu neh­men, wobei er dabei u. a. auch auf die Anwäl­te und Anwäl­tin­nen in dem Deut­scher Straf­ver­tei­di­ger Ver­band (DSV) e. V. –www.deutscher-strafverteidigerverband.de – verwies.

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