BGH, Beschluss vom 28.07.2022, AZ 1 StR 439/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 116/2022, vom 28.07.2022

Bun­des­ge­richts­hof hebt erneut Frei­spruch bezüg­lich des Pro­jekts “Hohe Düne” auf

Urteil vom 28. Juli 2022 – 1 StR 439/21

Sach­ver­halt:

Der Ange­klag­te war u.a. wegen Sub­ven­ti­ons­be­trugs im Zusam­men­hang mit der Finan­zie­rung eines Bau­vor­ha­bens mit Yacht­ha­fen, Kon­gress­zen­trum, Hotel und zuge­hö­ri­gen Ein­rich­tun­gen am Stand­ort “Hohe Düne” in Ros­tock ange­klagt worden.

Dem lag Fol­gen­des zugrun­de: Für das Gesamt­ob­jekt wur­den Mit­tel in Höhe von 97,7 Mil­lio­nen € benö­tigt. Nach euro­pa­recht­li­chen Bestim­mun­gen, von denen der Ange­klag­te Kennt­nis hat­te, muss ab einer Inves­ti­ti­ons­sum­me von 50 Mil­lio­nen € die Ent­schei­dung über das “Ob” und even­tu­ell über die kon­kre­te Höhe einer För­de­rung durch die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on getrof­fen wer­den. Das Inves­ti­ti­ons­pro­jekt soll­te über Kre­di­te und För­der­gel­der finan­ziert wer­den. Vor die­sem Hin­ter­grund wur­den zwei Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten gegrün­det. Für eine Gesell­schaft reich­te der Ange­klag­te einen Antrag auf Gewäh­rung von För­der­mit­teln ein, für die ande­re ließ er einen sol­chen ein­rei­chen, wobei er das Bau­vor­ha­ben so auf­ge­teilt hat­te, dass die bei­den Gesell­schaf­ten auf dem Gelän­de Gebäu­de und Anla­gen für jeweils knapp unter 50 Mil­lio­nen € bau­en soll­ten. Das Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern bewil­lig­te den Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten antrags­ge­mäß durch zwei Zuwen­dungs­be­schei­de ins­ge­samt eine För­der­sum­me von 47,481 Millionen €.

Bis­he­ri­ger Prozessverlauf:

Das Land­ge­richt Ros­tock hat­te den Ange­klag­ten am 2. Juni 2015 frei­ge­spro­chen. Mit Urteil vom 25. Okto­ber 2017 (1 StR 339/16) hat­te der Senat den Frei­spruch wegen eines durch­grei­fen­den Dar­stel­lungs­man­gels auf­ge­ho­ben und die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Land­ge­richt Schwe­rin zurück­ver­wie­sen. Nun­mehr hat das Land­ge­richt Schwe­rin den Ange­klag­ten von dem Vor­wurf des Sub­ven­ti­ons­be­trugs aus tat­säch­li­chen Grün­den frei­ge­spro­chen. Hier­ge­gen rich­tet sich die Revi­si­on der Staatsanwaltschaft.

Ent­schei­dung des Bundesgerichtshofs:

Auf die Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft hat der 1. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs das Urteil mit den Fest­stel­lun­gen auf­ge­ho­ben, weil die Straf­kam­mer kei­ne aus­rei­chen­den Fest­stel­lun­gen getrof­fen hat, die es ermög­li­chen, die tat­be­stand­li­chen Vor­aus­set­zun­gen eines Sub­ven­ti­ons­be­trugs im Zusam­men­hang mit der Bean­tra­gung von För­der­mit­teln für das Bau­vor­ha­ben zu prü­fen. Der Senat hat­te in dem Urteil vom 25. Okto­ber 2017 dar­ge­legt, dass es zur revi­si­ons­recht­li­chen Über­prü­fung, ob ein ein­heit­li­ches Bau­vor­ha­ben künst­lich in meh­re­re Ein­zel­pro­jek­te auf­ge­spal­ten wur­de, erfor­der­lich ist, in den Urteils­grün­den den Inhalt der Zuwen­dungs­be­schei­de sowie die Anga­ben der Antrag­stel­ler in ihren För­der­mit­tel­an­trä­gen nebst dazu vor­ge­leg­ten Unter­la­gen dar­zu­stel­len. Gleich­wohl hat das Land­ge­richt sol­che Fest­stel­lun­gen nicht getrof­fen. Auf­grund des­sen war dem Senat die Prü­fung nicht mög­lich, ob der Ange­klag­te fal­sche Anga­ben dazu gemacht hat, inwie­weit es sich um zwei getrenn­te, wirt­schaft­lich von­ein­an­der unab­hän­gi­ge Betrie­be han­del­te oder um ein ein­heit­li­ches Pro­jekt, das in den bei­den För­der­an­trä­gen “künst­lich”, also zum Zwe­cke der Umge­hung der ein­schlä­gi­gen Rechts­vor­schrif­ten auf­ge­spal­ten wor­den ist, um so (unrecht­mä­ßig) die höchst­mög­li­che För­de­rung zu erhalten.

Der 1. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Land­ge­richt Schwe­rin zurückverwiesen.

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Schwe­rin – 31 KLs 1/16 – Urteil vom 14. Okto­ber 2020

Die maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten lauten:

§ 264 Abs. 1 Nr. 1 StGB lautet:
Mit Frei­heits­stra­fe bis zu fünf Jah­ren oder mit Geld­stra­fe wird bestraft, wer einer für die Bewil­li­gung einer Sub­ven­ti­on zustän­di­gen Behör­de oder einer ande­ren in das Sub­ven­ti­ons­ver­fah­ren ein­ge­schal­te­ten Stel­le oder Per­son (Sub­ven­ti­ons­ge­ber) über sub­ven­ti­ons­er­heb­li­che Tat­sa­chen für sich oder einen ande­ren unrich­ti­ge oder unvoll­stän­di­ge Anga­ben macht, die für ihn oder den ande­ren vor­teil­haft sind. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…