BGH, Beschluss vom 13.10.2021, AZ 2 StR 418/19

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 185/2021, vom 13.10.2021

Bun­des­ge­richts­hof hebt Frei­sprü­che vom Vor­wurf der fahr­läs­si­gen Tötung im Zusam­men­hang mit den Ein­sturz des His­to­ri­schen Archivs der Stadt Köln auf 

Urteil vom 13. Okto­ber 2021 — 2 StR 418/19

Das Land­ge­richt hat zwei Ange­klag­te vom Vor­wurf der fahr­läs­si­gen Tötung freigesprochen. 

Nach den Fest­stel­lun­gen kam es am 3. März 2009 zu dem Ein­sturz des His­to­ri­schen Archivs der Stadt Köln sowie zwei­er Wohn­ge­bäu­de, bei dem zwei Men­schen zu Tode kamen und ein Scha­den – ins­be­son­de­re an den Gebäu­den und dem Archiv­gut – in Höhe eines drei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­trags ent­stan­den ist. Ursa­che des Unglücks war zur Über­zeu­gung der Straf­kam­mer die Hava­rie einer rund 27 Meter tie­fen Bau­gru­be in unmit­tel­ba­rer Nähe der Gebäu­de, die im Zuge eines Groß­pro­jekts zur Errich­tung einer Stadt­bahn aus­ge­ho­ben wor­den war. Die Erstel­lung der seit­li­chen Schlitz­wand der Bau­gru­be, mit wel­cher das Ein­drin­gen von Grund­was­ser ver­hin­dert wer­den soll­te, war nicht fach­ge­recht erfolgt. Infol­ge­des­sen hielt die­se Wand am Unglücks­tag dem Was­ser­druck nicht mehr stand, wodurch Was­ser, Sand und Erd­reich in die Bau­gru­be ein­ström­ten und so unter den anlie­gen­den Gebäu­den ein Hohl­raum ent­stand, der zu deren Ein­sturz führte. 

Die bei­den Ange­klag­ten waren als Bau­lei­ter in ver­ant­wort­li­cher Posi­ti­on jeweils für eine Abtei­lung der bau­aus­füh­ren­den Arbeits­ge­mein­schaft tätig. Nach­dem die Schlitz­wand durch die Abtei­lung “Spe­zi­al­tief­bau” im Bau­grund errich­tet wor­den war, wur­de anschlie­ßend die Gru­be durch die Abtei­lung “Inge­nieur­bau” aus­ge­ho­ben. Eine Über­ga­be der Bau­stel­le zwi­schen den Abtei­lun­gen – die ohne­hin nicht vor­ge­se­hen war – fand nicht statt. Bei der Errich­tung der Schlitz­wand kam es zu meh­re­ren Zwi­schen­fäl­len auf der Bau­stel­le, bei der ein­ge­setz­tes Bau­ge­rät eben­so beschä­digt wur­de wie Tei­le der bereits errich­te­ten Abschnit­te der Wand. 

Das Land­ge­richt hat zwar Sorg­falts­pflicht­ver­let­zun­gen der Ange­klag­ten fest­ge­stellt. Indes waren die­se nach den Wer­tun­gen der Straf­kam­mer für den Ein­sturz der Gebäu­de nicht ursächlich. 

Auf die Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft hat der 2. Straf­se­nat des Bun­des-gerichts­hofs die Frei­sprü­che auf­ge­ho­ben und die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an eine ande­re Straf­kam­mer des Land­ge­richts zurück­ver­wie­sen. Nach Ansicht des Senats hat die Straf­kam­mer bei der Bestim­mung der die Ange­klag­ten tref­fen­den Sorg­falts­pflich­ten maß­ge­ben­de Umstän­de – ins­be­son­de­re die gehäuf­te Zahl an Zwi­schen­fäl­len auf der Bau­stel­le sowie die feh­len­de Abstim­mung der Abtei­lun­gen unter­ein­an­der – außer Betracht gelas­sen. Über den Vor­wurf der Ankla­ge muss damit neu befun­den werden. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Köln – Urteil vom 12. Okto­ber 2018 – 110 KLs 9/17

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