BGH, Beschluss vom 15.11.2022, AZ 6 StR 237/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 164/2022, vom 15.11.2022

Bun­des­ge­richts­hof hebt wei­te­re Frei­sprü­che bezüg­lich des Pro­jekts “Hohe Düne” auf 

Urteil vom 15. Novem­ber 2022 – 6 StR 237/21

Das Land­ge­richt Schwe­rin hat alle Ange­klag­ten vom Tat­vor­wurf der Betei­li­gung an einem durch den geson­dert Ver­folg­ten L began­ge­nen Sub­ven­ti­ons­be­trug sowie die Ange­klag­ten Dr. E und B von dem­je­ni­gen der Untreue freigesprochen.

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts grün­de­te L zur Errich­tung des Hotel- und Sport­ha­fen­kom­ple­xes “Yacht­ha­fen­re­si­denz Hohe Düne” zumin­dest fak­tisch zwei Betriebs­ge­sell­schaf­ten. Das Pro­jekt war so auf­ge­teilt, dass bei­de Gesell­schaf­ten Gebäu­de und Anla­gen zu Kos­ten von jeweils knapp unter 50 Mil­lio­nen € bau­en soll­ten. In sei­ner Eigen­schaft als dama­li­ger Wirt­schafts­mi­nis­ter Meck­len­burg-Vor­pom­merns teil­te der Ange­klag­te Dr. E in zwei inhalts­glei­chen “Let­ter of Intent” sei­ne Bereit­schaft mit, sich für die bean­trag­te För­de­rung der Bau­vor­ha­ben ein­zu­set­zen. Das Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um bewil­lig­te durch zwei Zuwen­dungs­be­schei­de ins­ge­samt eine För­der­sum­me von 47,481 Mil­lio­nen €. Im Rah­men der Aus­zah­lun­gen der Sub­ven­tio­nen bestä­tig­te der Ange­klag­te S die sach­li­che und rech­ne­ri­sche Rich­tig­keit der Mit­tel­an­for­de­run­gen bei­der Betriebs­ge­sell­schaf­ten. Fest­stel­lun­gen dazu, in wel­cher Funk­ti­on die Ange­klag­ten S und B in das Sub­ven­ti­ons­ver­fah­ren ein­ge­bun­den waren, hat das Land­ge­richt nicht getrof­fen. Nach Bau­fer­tig­stel­lung arbei­te­ten die Betriebs­ge­sell­schaf­ten im Rah­men eines Geschäfts­be­sor­gungs­ver­trags zusam­men, ins­be­son­de­re wur­de das Pro­jekt ein­heit­lich vermarktet.

Das Land­ge­richt hat die Ange­klag­ten aus tat­säch­li­chen Grün­den frei­ge­spro­chen. Auf die hier­ge­gen gerich­te­ten Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft hat der 6. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs das Urteil mit den Fest­stel­lun­gen auf­ge­ho­ben, weil das Land­ge­richt kei­ne aus­rei­chen­den Fest­stel­lun­gen getrof­fen hat, die den Frei­spruch zu tra­gen ver­mö­gen. So hät­te es mit­tei­len müs­sen, wel­che Anga­ben die Betrei­ber­ge­sell­schaf­ten in den För­der­mit­tel­an­trä­gen, der beglei­ten­den Doku­men­ta­ti­on und in den Mit­tel­ab­ru­fen gemacht haben. Ohne deren Kennt­nis kann der Senat ins­be­son­de­re nicht prü­fen, ob durch unrich­ti­ge oder unvoll­stän­di­ge Anga­ben das Vor­lie­gen eines ein­heit­li­chen Pro­jek­tes ver­schlei­ert wur­de, um so (unrecht­mä­ßig) die Pflicht zur Anmel­dung des Vor­ha­bens zur Prü­fung und Geneh­mi­gung bei der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on (Ein­zel­fall­no­ti­fi­zie­rung für gro­ße Inves­ti­ti­ons­vor­ha­ben mit Kos­ten von mehr als 50 Mil­lio­nen Euro) zu umge­hen und die höchst­mög­li­che För­de­rung zu erhalten.

Der 6. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Land­ge­richt Schwe­rin zurückverwiesen.

Vor­in­stanz:
LG Schwe­rin — Urteil vom 14. August 2020 – 31 KLs 3/20

Die maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten des StGB lauten:

§ 264 Sub­ven­ti­ons­be­trug (in der zur Tat­zeit gel­ten­den Fas­sung vom 1. Janu­ar 2000)

(1) Mit Frei­heits­stra­fe bis zu fünf Jah­ren oder mit Geld­stra­fe wird bestraft, wer

1. einer für die Bewil­li­gung einer Sub­ven­ti­on zustän­di­gen Behör­de oder einer ande­ren in das Sub­ven­ti­ons­ver­fah­ren ein­ge­schal­te­ten Stel­le oder Per­son (Sub­ven­ti­ons­ge­ber) über sub­ven­ti­ons­er­heb­li­che Tat­sa­chen für sich oder einen ande­ren unrich­ti­ge oder unvoll­stän­di­ge Anga­ben macht, die für ihn oder den ande­ren vor­teil­haft sind,

[…]

(8) Sub­ven­ti­ons­er­heb­lich im Sin­ne des Absat­zes 1 sind Tatsachen,

1. die durch Gesetz oder auf Grund eines Geset­zes von dem Sub­ven­ti­ons­ge­ber als sub­ven­ti­ons­er­heb­lich bezeich­net sind oder

2. von denen die Bewil­li­gung, Gewäh­rung, Rück­for­de­rung, Wei­ter­ge­wäh­rung oder das Belas­sen einer Sub­ven­ti­on oder eines Sub­ven­ti­ons­vor­teils gesetz­lich abhän­gig ist.

§ 266 Untreue

(1) Wer die ihm durch Gesetz, behörd­li­chen Auf­trag oder Rechts­ge­schäft ein­ge­räum­te Befug­nis, über frem­des Ver­mö­gen zu ver­fü­gen oder einen ande­ren zu ver­pflich­ten, miß­braucht oder die ihm kraft Geset­zes, behörd­li­chen Auf­trags, Rechts­ge­schäfts oder eines Treue­ver­hält­nis­ses oblie­gen­de Pflicht, frem­de Ver­mö­gens­in­ter­es­sen wahr­zu­neh­men, ver­letzt und dadurch dem, des­sen Ver­mö­gens­in­ter­es­sen er zu betreu­en hat, Nach­teil zufügt, wird mit Frei­heits­stra­fe bis zu fünf Jah­ren oder mit Geld­stra­fe bestraft.
[…]

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…