BGH, Beschluss vom 15.08.2023, AZ 6 StR 299/23

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 138/2023, vom 15.08.2023

Dop­pel­mord von Mis­tel­bach – Urteil des Land­ge­richts Bay­reuth rechtskräftig

Beschluss vom 9. August 2023 — 6 StR 299/23

Das Land­ge­richt Bay­reuth hat die Ange­klag­ten F. und H. wegen Mor­des zu lang­jäh­ri­gen Jugend­stra­fen verurteilt.

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts wohn­te der damals 18-jäh­ri­ge Ange­klag­te F. seit Dezem­ber 2021 im Haus der Eltern sei­ner damals 16-jäh­ri­gen Freun­din, der Mit­an­ge­klag­ten H. Die­se emp­fand einen über­stei­ger­ten Hass auf ihre Eltern. Auf ihre Initia­ti­ve kamen bei­de Ange­klag­ten Anfang 2022 über­ein, die Eltern der H. zu töten. Die Ange­klag­te H. wuss­te, dass F. auf­grund sei­ner Per­sön­lich­keits­struk­tur leicht beein­fluss­bar war und alles für sie tun wür­de. Sie hat­te ihm vor­ge­spie­gelt, dass sie und ihr 14-jäh­ri­ger Bru­der von ihren Eltern schlecht behan­delt wür­den und der Tod der Eltern der ein­zi­ge Aus­weg sei. In der Nacht auf den 9. Janu­ar 2022 töte­te der von H. zuvor mit Mas­ke, Stirn­lam­pe und Hand­schu­hen aus­ge­stat­te­te F. ent­spre­chend dem gemein­sa­men Tat­plan die schla­fen­den Eltern sei­ner Freun­din mit zahl­rei­chen Mes­ser­sti­chen. Als der 14-jäh­ri­ge Bru­der durch die Schreie der Mut­ter erwach­te und vor sei­ne Zim­mer­tür trat, hin­der­te die Ange­klag­te H. ihn dar­an, einen Not­ruf abzu­set­zen. Die bei­den Ange­klag­ten flüch­te­ten aus dem Haus und lie­ßen die drei jün­ge­ren Geschwis­ter zurück.

Das Land­ge­richt hat den Ange­klag­ten F. unter Anwen­dung von Jugend­straf­recht des Heim­tü­cke­mor­des in zwei Fäl­len schul­dig gespro­chen und wegen der beson­de­ren Schwe­re der Schuld auf eine Jugend­stra­fe von 13 Jah­ren und sechs Mona­ten erkannt. Die Ange­klag­te H. hat es wegen gemein­schaft­lich began­ge­nen Mor­des zu einer Jugend­stra­fe von neun Jah­ren und sechs Mona­ten ver­ur­teilt und neben dem Mord­merk­mal der Heim­tü­cke das­je­ni­ge der nied­ri­gen Beweg­grün­de bejaht.

Die durch die Revi­sio­nen bei­der Ange­klag­ten ver­an­lass­te Über­prü­fung des Urteils durch den 6. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat kei­nen Rechts­feh­ler zu ihrem Nach­teil erge­ben. Das Ver­fah­ren vor dem Land­ge­richt ist rechts­feh­ler­frei geführt wor­den. Die von ihm getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen tra­gen den Schuld­spruch. Der Straf­aus­spruch ist eben­falls nicht zu beanstanden.

Das Urteil des Land­ge­richts Bay­reuth ist damit rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Bay­reuth — Urteil vom 23. Janu­ar 2023 — 1 KLs 111 Js 206/22 jug

Vor­schrif­ten aus dem StGB:

§ 211 StGB Mord
(1) Der Mör­der wird mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bestraft.
(2) Mör­der ist, wer
aus Mord­lust, zur Befrie­di­gung des Geschlechts­triebs, aus Hab­gier oder sonst aus nied­ri­gen Beweggründen,
heim­tü­ckisch oder grau­sam oder … ,
einen Men­schen tötet.

§ 25 StGB Täterschaft
(1) …
(2) Bege­hen meh­re­re die Straf­tat gemein­schaft­lich, so wird jeder als Täter bestraft (Mit­tä­ter).

Vor­schrif­ten aus dem JGG:

§ 1 Per­sön­li­cher und sach­li­cher Anwendungsbereich
(1) …
(2) Jugend­li­cher ist, wer zur Zeit der Tat vier­zehn, aber noch nicht acht­zehn, Her­an­wach­sen­der, wer zur Zeit der Tat acht­zehn, aber noch nicht ein­und­zwan­zig Jah­re alt ist.
(3) …

§ 105 JGG Anwen­dung des Jugend­straf­rechts auf Heranwachsende
(1) …
(2) …
(3) 1Das Höchst­maß der Jugend­stra­fe für Her­an­wach­sen­de beträgt zehn Jah­re. 2Handelt es sich bei der Tat um Mord und reicht das Höchst­maß nach Satz 1 wegen der beson­de­ren Schwe­re der Schuld nicht aus, so ist das Höchst­maß 15 Jahre. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…