BGH, Beschluss vom 14.07.2021, AZ 6 StR 282/20

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 132/2021, vom 14.07.2021

Frei­spruch des frü­he­ren Ober­bür­ger­meis­ters von Han­no­ver und Ver­ur­tei­lung des­sen Büro­lei­ters aufgehoben 

Urteil vom 14. Juli 2021 – 6 StR 282/20

Der 6. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat am 14. Juli 2021 auf die Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft und des Ange­klag­ten Dr. H. das Urteil des Land­ge­richts Han­no­ver auf­ge­ho­ben und die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an eine ande­re Straf­kam­mer des Land­ge­richts zurückverwiesen. 

Das Land­ge­richt hat den Ange­klag­ten Sch., den frü­he­ren Ober­bür­ger­meis­ter der Stadt Han­no­ver, vom Vor­wurf der Untreue frei­ge­spro­chen, des­sen Büro­lei­ter Dr. H. hat es wegen Betru­ges durch Unter­las­sen ver­ur­teilt. Gegen­stand des Urteils waren mit dem Besol­dungs­recht unver­ein­ba­re Zula­gen­zah­lun­gen an den Ange­klag­ten Dr. H, die auf des­sen For­de­rung von dem bereits rechts­kräf­tig wegen drei­fa­cher Untreue ver­ur­teil­ten frü­he­ren Per­so­nal­de­zer­nen­ten der Stadt Hä. im April 2015 bewil­ligt wur­den. Durch die ihm zur Last geleg­te Tat soll der Ange­klag­te Dr. H. unzu­läs­si­ge Zah­lun­gen in Höhe von ins­ge­samt fast 50.000 Euro erlangt haben. Spä­tes­tens im Ver­lauf des Jah­res 2017 soll der Ange­klag­te Sch. über die Rechts­wid­rig­keit die­ser Leis­tun­gen infor­miert gewe­sen sein und sie den­noch nicht sofort unter­bun­den haben. 

Der 6. Straf­se­nat hat den Frei­spruch des Ange­klag­ten Sch. auf­ge­ho­ben. Das Land­ge­richt hat nicht bedacht, dass Sch., nach­dem er im Okto­ber 2017 Infor­ma­tio­nen über die mög­li­che Rechts­wid­rig­keit der Leis­tun­gen erhal­ten hat­te, gera­de den hier­von begüns­tig­ten Mit­an­ge­klag­ten Dr. H. mit der Über­prü­fung der Zula­gen­pra­xis beauf­trag­te und sich in der Fol­ge mit des­sen – objek­tiv unzu­tref­fen­der – Mit­tei­lung begnüg­te, Hä. habe die Zula­gen­zah­lung “mit der Kom­mu­nal­auf­sicht abge­stimmt”. Hin­sicht­lich des Ange­klag­ten Dr. H. hat der 6. Straf­se­nat das Urteil unter ande­rem des­halb auf­ge­ho­ben, weil das Land­ge­richt einer­seits des­sen Pflicht zu einer frü­hen Auf­klä­rung sei­nes Dienst­vor­ge­setz­ten Sch. nicht hin­rei­chend begrün­det hat und ande­rer­seits Dr. H. selbst infol­ge der spä­te­ren Beauf­tra­gung mit der Über­prü­fung für das Ver­mö­gen der Stadt H. ver­ant­wort­lich wur­de, was den Vor­wurf der Untreue begrün­den könnte. 

Vor­in­stanz:
LG Han­no­ver — Urteil vom 23. April 2020 — 70 KLs 1151 Js 37962/18

Maß­geb­li­che Vor­schrif­ten aus dem StGB: 

266 Untreue

(1) Wer die ihm durch Gesetz, behörd­li­chen Auf­trag oder Rechts­ge­schäft ein­ge­räum­te Befug­nis, über frem­des Ver­mö­gen zu ver­fü­gen oder einen ande­ren zu ver­pflich­ten, miß­braucht oder die ihm kraft Geset­zes, behörd­li­chen Auf­trags, Rechts­ge­schäfts oder eines Treue­ver­hält­nis­ses oblie­gen­de Pflicht, frem­de Ver­mö­gens­in­ter­es­sen wahr­zu­neh­men, ver­letzt und dadurch dem, des­sen Ver­mö­gens­in­ter­es­sen er zu betreu­en hat, Nach­teil zufügt, wird mit Frei­heits­stra­fe bis zu fünf Jah­ren oder mit Geld­stra­fe bestraft. 

(2) § 243 Abs. 2 und die §§ 247, 248a und 263 Abs. 3 gel­ten entsprechend. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…