Pres­se­mit­tei­lung des BGH Nr. 9/2018 vom 11.01.2018

Frei­sprü­che im Fall “Sharia Poli­ce” aufgehoben 

Urteil vom 11. Janu­ar 2018 – 3 StR 427/17

Der 3. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat auf Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft ein Urteil des Land­ge­richts Wup­per­tal auf­ge­ho­ben, durch das die sie­ben Ange­klag­ten von dem Vor­wurf frei­ge­spro­chen wor­den waren, gegen das Uni­form­ver­bot (§ 3 Abs. 1, § 28 des Ver­samm­lungs­ge­set­zes) ver­sto­ßen bzw. zu dem Ver­stoß Bei­hil­fe geleis­tet zu haben. 

Den Ange­klag­ten wird zur Last gelegt, an einem nächt­li­chen Rund­gang durch die Innen­stadt von Wup­per­tal-Elber­feld teil­ge­nom­men zu haben, um jun­ge Mus­li­me davon abzu­hal­ten, Spiel­hal­len, Bor­del­le oder Gast­stät­ten auf­zu­su­chen sowie Alko­hol zu kon­su­mie­ren und sie statt­des­sen zu einem Lebens­stil nach den Vor­stel­lun­gen des Korans sowie zum Besuch der Moschee zu bewe­gen. Um Auf­merk­sam­keit zu erre­gen, hät­ten eini­ge der Ange­klag­ten jeweils eine han­dels­üb­li­che oran­ge Warn­wes­te getra­gen, die auf der Rück­sei­te mit der Auf­schrift “Sharia Poli­ce” ver­se­hen gewe­sen sei. Einen Ver­stoß gegen das Uni­form­ver­bot, wonach sich straf­bar macht, wer öffent­lich oder in einer Ver­samm­lung Uni­for­men, Uni­form­tei­le oder gleich­ar­ti­ge Klei­dungs­stü­cke als Aus­druck einer gemein­sa­men poli­ti­schen Gesin­nung trägt, hat das Land­ge­richt in der Teil­nah­me an dem Rund­gang nicht gese­hen. Es hat dies im Wesent­li­chen damit begrün­det, dass die von eini­gen der Ange­klag­ten getra­ge­nen Warn­wes­ten auf­grund der inso­weit gebo­te­nen Gesamt­schau der Tat­um­stän­de nicht in der für einen Ver­stoß gegen das Uni­form­ver­bot erfor­der­li­chen Wei­se geeig­net gewe­sen sei­en, sug­ges­tiv-mili­tan­te, ein­schüch­tern­de Wir­kung gegen­über Drit­ten zu erzielen. 

Der 3. Straf­se­nat hat das Urteil auf­ge­ho­ben, weil das Land­ge­richt für die Beur­tei­lung des Gesche­hens maß­geb­li­che Umstän­de nicht bzw. in einer den recht­li­chen Vor­ga­ben des § 3 Ver­samm­lungs­ge­setz zuwi­der­lau­fen­den Wei­se in sei­ne Gesamt­be­wer­tung des Vor­falls ein­be­zo­gen hat und sich sei­ne Schluss­fol­ge­run­gen teil­wei­se auch in Wider­spruch zu den getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen set­zen. Die Sache muss daher von einer ande­ren Straf­kam­mer des Land­ge­richts erneut ver­han­delt und ent­schie­den werden. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Wup­per­tal — 50 Js 180/14 22 KLs 6/16 – Ent­schei­dung vom 21.11.2016

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2018&Sort=3&nr=80583&pos=0&anz=9