BGH, Beschluss vom 08.12.2021, AZ 5 StR 236/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 222/2021, vom 08.12.2021

Frei­sprü­che vom Vor­wurf meh­re­rer Ver­si­che­rungs­be­trugs­ta­ten durch Vor­täu­schen eines Boots­un­falls in Schles­wig-Hol­stein aufgehoben 

Urteil vom 8. Dezem­ber 2021 – 5 StR 236/21

Der in Leip­zig ansäs­si­ge 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat auf die Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft Frei­sprü­che der Ange­klag­ten vom Vor­wurf des (ver­such­ten) Ver­si­che­rungs­be­tru­ges auf­ge­ho­ben. Das Land­ge­richt Kiel hat­te die Ange­klag­ten wegen ver­such­ten Betru­ges zum Nach­teil einer Unfall­ver­si­che­rung jeweils zu Bewäh­rungs­stra­fen ver­ur­teilt und von 13 wei­te­ren Fäl­len des (ver­such­ten) Betrugs zum Nach­teil von Lebens- und Unfall­ver­si­che­run­gen freigesprochen. 

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts plan­te der hoch­ver­schul­de­te Ange­klag­te mit sei­ner mit­an­ge­klag­ten Ehe­frau und sei­ner Mut­ter, von meh­re­ren Ver­si­che­run­gen unter Vor­täu­schen eines Boots­un­falls zu Unrecht Leis­tun­gen in Höhe von mehr als 4 Mio. Euro zu erlan­gen. Dafür schlos­sen die Ange­klag­ten unter Ein­schluss der geson­dert ver­folg­ten Mut­ter des Ange­klag­ten ins­ge­samt 14 Lebens- und Unfall­ver­si­che­run­gen ab. Anschlie­ßend täusch­te er sein Ertrin­ken durch einen Boots­un­fall vor und ver­steck­te sich bei sei­ner Mut­ter. Zur Aus­zah­lung der Ver­si­che­rungs­sum­men kam es nicht. Anders als im Ver­ur­tei­lungs­fall gin­gen die Ange­klag­ten in den Frei­spruchs­fäl­len davon aus, dass zur Erlan­gung der Ver­si­che­rungs­sum­me noch not­wen­di­ge Zwi­schen­schrit­te wie die Vor­la­ge einer Ster­be­ur­kun­de not­wen­dig waren. Das Land­ge­richt hat dar­auf sei­ne Frei­sprü­che gestützt. 

Der 5. Straf­se­nat hat die Frei­sprü­che des Land­ge­richts als rechts­feh­ler­haft bean­stan­det, weil die­ses nicht geprüft hat, ob der ange­klag­te Sach­ver­halt unter ande­ren recht­li­chen Gesichts­punk­ten wie der Ver­ab­re­dung zum Ver­bre­chen des gewerbs- und ban­den­mä­ßi­gen Betru­ges, eines Bank­rotts oder wegen voll­ende­ten Ein­ge­hungs­be­tru­ges durch Abschluss der Ver­si­che­run­gen straf­bar gewe­sen ist. Weil auch die Fest­stel­lun­gen inso­weit auf­ge­ho­ben wer­den muss­ten, bedarf die Sache im Umfang der Frei­sprü­che neu­er Ver­hand­lung und Entscheidung. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Kiel – Urteil vom 10. Febru­ar 2021 – 5 KLs 597 Js 18481/20

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