BGH, Beschluss vom 09.06.2021, AZ 3 StR 140/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 107/2021, vom 09.06.2021

Mord mit Cri­cket-Schlä­ger in Oldenburg:
Ver­ur­tei­lung rechtskräftig 

Beschluss vom 26. Mai 2021 – 3 StR 140/21

Das Land­ge­richt Olden­burg hat einen 38-jäh­ri­gen afgha­ni­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen des Mor­des schul­dig gespro­chen und des­we­gen auf lebens­lan­ge Frei­heits­stra­fe erkannt. Es hat das Mord­merk­mal der nied­ri­gen Beweg­grün­de bejaht. Der Ange­klag­te hat gegen sei­ne Ver­ur­tei­lung Revi­si­on ein­ge­legt. Der 3. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die­ses Rechts­mit­tel als offen­sicht­lich unbe­grün­det verworfen. 

Nach den vom Land­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen flüch­te­te der Ange­klag­te im Okto­ber 2015 nach Deutsch­land. Sei­ne Ehe­frau — das Tat­op­fer — und die fünf gemein­sa­men Kin­der zogen drei Jah­re spä­ter nach. Als es in der Fol­ge­zeit zwi­schen den Ehe­leu­ten zu Span­nun­gen kam und die Ehe­frau äußer­te, sich tren­nen zu wol­len, miss­han­del­te der Ange­klag­te sie wie­der­holt, so dass sie nach vor­über­ge­hen­den Auf­ent­hal­ten in Frau­en­häu­sern eine eige­ne Woh­nung in Olden­burg bezog. 

Am Abend des 23. Juli 2020 such­te der Ange­klag­te sie dort auf. Nach­dem sich die fünf Kin­der auf sein Geheiß ins Wohn­zim­mer bege­ben hat­ten, erschlug er im angren­zen­den Kin­der­zim­mer sei­ne Ehe­frau mit einem mit­ge­brach­ten Cri­cket-Schlä­ger, indem er ihr min­des­tens zehn äußerst wuch­ti­ge Schlä­ge gegen den Kopf, vor­nehm­lich in das Gesicht, ver­setz­te. Nach sei­ner Vor­stel­lung, die von dem in der Volks­grup­pe der Pasch­tu­nen ver­brei­te­ten tra­di­tio­nel­len Wer­te­bild geprägt war, hat­te er das Recht, durch die Tötung der Ehe­frau die durch die ein­sei­ti­ge Tren­nung beschä­dig­te Ehre von ihm und sei­ner Fami­lie wie­der­her­zu­stel­len. Das Opfer erlitt ein schwe­res Schä­del-Hirn-Trau­ma, an dem es trotz umge­hen­der inten­siv­me­di­zi­ni­scher Ver­sor­gung eini­ge Tage spä­ter im Kran­ken­haus verstarb. 

Der Ange­klag­te hat das Urteil als rechts­feh­ler­haft bean­stan­det. Die Ver­ur­tei­lung hat jedoch revi­si­ons­recht­li­cher Nach­prü­fung stand­ge­hal­ten. Ins­be­son­de­re ist das Land­ge­richt zutref­fend davon aus­ge­gan­gen, dass nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs der Maß­stab für die Bewer­tung eines Beweg­grun­des den Vor­stel­lun­gen der Rechts­ge­mein­schaft der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und nicht den Anschau­un­gen einer Volks­grup­pe zu ent­neh­men ist, wel­che die recht­li­chen und sitt­li­chen Wer­te die­ser Rechts­ge­mein­schaft nicht aner­kennt. Das ange­foch­te­ne Urteil ist somit rechtskräftig. 

Vor­in­stanz:
LG Olden­burg — 5 Ks 1204 Js 45955/20 (13/20) — Urteil vom 18. Dezem­ber 2020 

Maß­geb­li­che Vorschrift: 

§ 211 des Straf­ge­setz­buchs – Mord
(1) Der Mör­der wird mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bestraft.
(2) Mör­der ist, wer
aus Mord­lust, zur Befrie­di­gung des Geschlechts­triebs, aus Hab­gier oder sonst aus nied­ri­gen Beweggründen,
heim­tü­ckisch oder grau­sam oder mit gemein­ge­fähr­li­chen Mit­teln oder
um eine ande­re Straf­tat zu ermög­li­chen oder zu verdecken,
einen Men­schen tötet.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…