BGH, Beschluss vom 09.05.2022, AZ 1 StR 455/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 59/2022, vom 09.05.2022

Sexu­al­de­likt zum Nach­teil einer 11-jäh­ri­gen Schü­le­rin in Mün­chen muss hin­sicht­lich der ver­häng­ten Rechts­fol­gen neu ver­han­delt werden

Beschluss vom 22. März 2022 – 1 StR 455/21

Der 1. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat der Revi­si­on des Ange­klag­ten gegen das Urteil des Land­ge­richts Mün­chen I teil­wei­se statt­ge­ge­ben. Die­ses hat­te den Ange­klag­ten wegen schwe­ren sexu­el­len Miss­brauchs eines Kin­des in Tat­ein­heit mit Ver­ge­wal­ti­gung in Tat­ein­heit mit Nöti­gung zu einer Frei­heits­stra­fe von zwölf Jah­ren ver­ur­teilt und sei­ne Unter­brin­gung in der Siche­rungs­ver­wah­rung angeordnet.

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts miss­brauch­te und ver­ge­wal­tig­te der Ange­klag­te am 25. Juni 2019 die ihm unbe­kann­te 11-jäh­ri­ge Geschä­dig­te. Bei der Tat trug der mehr­fach – unter ande­rem wegen Sexu­al­de­lik­ten – vor­be­straf­te Ange­klag­te über sei­nem Gesicht eine Wolfsmaske.

Der 1. Straf­se­nat hat auf die Revi­si­on des Ange­klag­ten den Straf­aus­spruch auf­ge­ho­ben, da die Jugend­schutz­kam­mer bei der Bemes­sung der Frei­heits­stra­fe die zugleich ange­ord­ne­te Siche­rungs­ver­wah­rung nicht in den Blick genom­men hat. Dies ist aber nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ge­richts­hofs erfor­der­lich, weil zwi­schen bei­den Anord­nun­gen eine Wech­sel­wir­kung besteht. Für eine ange­mes­se­ne Sank­tio­nie­rung sind sie des­halb im Gesamt­zu­sam­men­hang zu sehen.

Die Auf­he­bung der Stra­fe lässt die for­mel­len Vor­aus­set­zun­gen der – im Übri­gen rechts­feh­ler­frei ange­ord­ne­ten – Siche­rungs­ver­wah­rung vor­läu­fig weg­fal­len. Aus die­sem Grund war auch die­se Maß­re­gel aufzuheben.

Vor­in­stanz:
LG Mün­chen I – Urteil vom 13. Juli 2021 – 20 KLs 458 Js 161197/19

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