BGH, Beschluss vom 26.11.2021, AZ 5 StR 325/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 217/2021, vom 26.11.2021

Tötung einer 15jährigen Ber­li­ner Schü­le­rin an der Rum­mels­bur­ger Bucht muss teil­wei­se neu ver­han­delt werden 

Beschluss vom 30. Sep­tem­ber 2021 – 5 StR 325/21

Der in Leip­zig ansäs­si­ge 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat der Revi­si­on des Ange­klag­ten gegen ein Urteil des Land­ge­richts Ber­lin teil­wei­se statt­ge­ge­ben. Die­ses hat­te den Ange­klag­ten wegen Mor­des in Tat­ein­heit mit Ver­ge­wal­ti­gung zu einer lebens­lan­gen Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt. Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts ver­ge­wal­tig­te der Ange­klag­te in der Nacht zum 5. August 2020 eine 15jährige Schü­le­rin auf einem Brach­ge­län­de in der Nähe der Rum­mels­bur­ger Bucht und erwürg­te sie anschlie­ßend, um die began­ge­ne Straf­tat zu verdecken. 

Das Land­ge­richt hat – sach­ver­stän­dig bera­ten – ange­nom­men, der an einer hirn­or­ga­ni­schen Per­sön­lich­keits­stö­rung mit Impuls­kon­troll­stö­run­gen lei­den­de und bereits zwi­schen 2001 und 2014 wegen Ver­ge­wal­ti­gung in einem psych­ia­tri­schen Kran­ken­haus unter­ge­brach­te Ange­klag­te habe trotz sei­ner Krank­heit und des Ein­flus­ses von Dro­gen und Alko­hol voll schuld­fä­hig gehandelt. 

Der 5. Straf­se­nat hat die­se Annah­me des Land­ge­richts als rechts­feh­ler­haft bean­stan­det, weil es dabei in nicht trag­fä­hi­ger Wei­se auf wider­leg­te Anga­ben des Ange­klag­ten und sei­ne Leis­tungs­fä­hig­keit bei der Tat­ver­de­ckung abge­stellt hat. Zudem sind der Ein­fluss der Krank­heit und der­je­ni­ge von Alko­hol und Dro­gen auf die Tat­be­ge­hung nur iso­liert und nicht in der gebo­te­nen Gesamt­schau abge­han­delt wor­den. Dies ent­zieht auch der Annah­me des im Aus­schluss­ver­fah­ren ermit­tel­ten Mord­merk­mals der Ver­de­ckungs­ab­sicht die Grund­la­ge. In Fra­ge kommt, dass der Ange­klag­te ein ande­res Mord­merk­mal ver­wirk­licht hat, was geson­der­ter Unter­su­chung bedarf. Der Rechts­feh­ler bei der Schuld­fä­hig­keits­be­ur­tei­lung erfor­dert, die sub­jek­ti­ve Tat­sei­te neu zu untersuchen. 

Die Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts zum objek­ti­ven Tat­ge­sche­hen hat der Senat dage­gen bestehen las­sen, weil die Beweis­wür­di­gung des Land­ge­richts dies­be­züg­lich rechts­feh­ler­frei ist. Inso­weit hat der Senat die Revi­si­on des Ange­klag­ten ver­wor­fen. Im Übri­gen bedarf die Sache neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung. Dabei wird das Land­ge­richt auch zu prü­fen haben, ob der Ange­klag­te gege­be­nen­falls im psych­ia­tri­schen Kran­ken­haus unter­zu­brin­gen ist. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Ber­lin – Urteil vom 30. März 2021 – (532 Ks) 234 Js 333/20 (9/20)

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…