Pres­se­mit­tei­lung des BGH Nr. 3/2019 vom 10.01.2019

Urteil des Land­ge­richts Bochum gegen Wer­ner Mauss wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung aufgehoben 

Urteil vom 10. Janu­ar 2019 – 1 StR 347/18

Das Land­ge­richt Bochum hat den Ange­klag­ten wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung in zehn Fäl­len zu einer Gesamt­frei­heits­stra­fe von zwei Jah­ren ver­ur­teilt und deren Voll­stre­ckung zur Bewäh­rung ausgesetzt. 

Der 1. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat das Urteil auf die Revi­si­on des Ange­klag­ten ins­ge­samt und auf die Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft im Straf­aus­spruch mit den zuge­hö­ri­gen Fest­stel­lun­gen auf­ge­ho­ben und die Sache an eine ande­re Wirt­schafts­straf­kam­mer des Land­ge­richts zurückverwiesen. 

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts erziel­te der Ange­klag­te, der ein welt­weit täti­ger Pri­va­termitt­ler und Sicher­heits­be­ra­ter war, in den Ver­an­la­gungs­zeit­räu­men 2002 bis 2011 aus Stif­tungs­ver­mö­gen erheb­li­che Zins­ge­win­ne und gab die­se in den Steu­er­erklä­run­gen nicht an, wodurch er Ein­kom­men­steu­er von jeweils über eine Mil­li­on Euro jähr­lich ver­kürz­te. Dabei sei ihm bei Abga­be der Steu­er­erklä­run­gen bewusst gewe­sen, dass die ange­leg­ten Gel­der für die Steu­er­be­hör­den von Bedeu­tung gewe­sen sei­en, wes­halb er eine unrich­ti­ge Steu­er­fest­set­zung bil­li­gend in Kauf genom­men habe. Er sei jedoch davon aus­ge­gan­gen, die Kapi­tal­erträ­ge selbst nicht ver­steu­ern zu müs­sen, da er unzu­tref­fend einen Treu­hand­cha­rak­ter der Gel­der ange­nom­men habe. 

Der 1. Straf­se­nat hat das Urteil auf die Sach­rü­ge des Ange­klag­ten wegen in sich wider­sprüch­li­cher Fest­stel­lun­gen hin­sicht­lich eines mög­li­chen vor­satz­aus­schlie­ßen­den Irr­tums auf­ge­ho­ben. Obwohl das Land­ge­richt fest­stellt, der Ange­klag­te sei davon aus­ge­gan­gen, selbst nicht steu­er­pflich­tig bezüg­lich der Kapi­tal­erträ­ge zu sein, bejaht es einen beding­ten Vor­satz der Steuerhinterziehung. 

Die auf den Rechts­fol­gen­aus­spruch beschränk­te Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft, mit der sie die Annah­me eines (ver­meid­ba­ren) Ver­bots­irr­tums durch das Land­ge­richt bean­stan­det, führt gleich­falls zur Auf­he­bung des Straf­aus­spruchs. Denn das Land­ge­richt hat nicht rechts­feh­ler­frei fest­ge­stellt, dass sich der Ange­klag­te über­haupt in einem recht­lich rele­van­ten Irr­tum befun­den hat. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Bochum – Urteil vom 5. Okto­ber 2017 – II‑2 KLs 365 Js 335/12–8/16

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2019&Sort=3&nr=91199&pos=2&anz=5