BGH, Beschluss vom 27.09.2021, AZ 2 StR 129/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 174/2021, vom 27.09.2021

Urteil des Land­ge­richts Frank­furt am Main wegen Mord­an­schlags auf eine Mut­ter und ihren Sohn im Frank­fur­ter Haupt­bahn­hof rechtskräftig 

Beschluss vom 31. August 2021 — 2 StR 129/21

Das Land­ge­richt Frank­furt am Main hat im Siche­rungs­ver­fah­ren die Unter­brin­gung des Beschul­dig­ten in einem psych­ia­tri­schen Kran­ken­haus ange­ord­net. Nach sei­nen Fest­stel­lun­gen war der zur Tat­zeit 40-jäh­ri­ge Beschul­dig­te, ein Eri­tre­er, der seit 2005 in der Schweiz leb­te und seit Herbst 2018 unter einer para­no­iden Schi­zo­phre­nie litt, nach Frank­furt am Main gefah­ren. Am Mor­gen des 29. Juli 2019 beob­ach­te­te er an einem Bahn­steig im dor­ti­gen Haupt­bahn­hof hin­ter einer Säu­le ste­hend eine Mut­ter und deren acht­jäh­ri­gen Sohn, die auf die Ein­fahrt ihres Zuges war­te­ten. Als der Inter­ci­ty-Express ein­fuhr, ver­setz­te der Beschul­dig­te zunächst der Mut­ter einen kräf­ti­gen Stoß in den Rücken, wodurch sie ins Gleis­bett stürz­te und sich nur durch Weg­rol­len vor dem her­an­na­hen­den Zug ret­ten konn­te. Unmit­tel­bar dar­auf stieß der Beschul­dig­te auch den Sohn vor den ein­fah­ren­den Zug. Das Kind wur­de von dem Zug über­rollt und getö­tet. Der Beschul­dig­te han­del­te dabei krank­heits­be­dingt in der Wahn­vor­stel­lung, ande­re Men­schen auf Befehl inne­rer Stim­men ver­nich­ten zu müs­sen. Auf der anschlie­ßen­den Flucht vor einer ihm bedroh­lich erschei­nen­den Men­schen­men­ge stieß er noch die Neben­klä­ge­rin zu Boden, um sich Platz zu ver­schaf­fen. Dadurch erlitt die Neben­klä­ge­rin u.a. eine kom­pli­zier­te Ellbogenfraktur. 

Das Land­ge­richt hat die drei rechts­wid­ri­gen Taten als Mord, ver­such­ten Mord in Tat­ein­heit mit gefähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung und, soweit es die Neben­klä­ge­rin betrifft, als Kör­per­ver­let­zung gewer­tet. Jedoch sei der Ange­klag­te wegen der para­no­iden Psy­cho­se bei der Bege­hung der Taten schuld­un­fä­hig gewe­sen. Auf­grund sei­ner Gefähr­lich­keit hat das Land­ge­richt sei­ne Unter­brin­gung in einem psych­ia­tri­schen Kran­ken­haus angeordnet. 

Der 2. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die gegen die­ses Urteil gerich­te­te Revi­si­on des Beschul­dig­ten als unbe­grün­det und eine Revi­si­on der Neben­klä­ge­rin, mit der die­se die recht­li­che Ein­ord­nung der zu ihrem Nach­teil began­ge­nen Tat als Kör­per­ver­let­zung und nicht als Tötungs­ver­such gerügt hat, als unzu­läs­sig ver­wor­fen. Damit ist das Urteil des Land­ge­richts rechtskräftig. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Frank­furt am Main — Urteil vom 28. August 2020 — 5/22 Ks — 3390 Js 234079/19

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