Pres­se­mit­tei­lung des BGH Nr. 25/2019 vom 28.02.2019

Urteil gegen die Rap­pe­rin “Schwesta Ewa” rechtskräftig 

Urteil vom 28. Febru­ar 2019 – 1 StR 604/17

Das Land­ge­richt hat die Ange­klag­te wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung in 18 Fäl­len, För­de­rung sexu­el­ler Hand­lun­gen Min­der­jäh­ri­ger in zwei Fäl­len, davon in einem Fall wegen Ver­suchs und in Tat­ein­heit mit Miss­brauch von Aus­weis­pa­pie­ren, sowie Kör­per­ver­let­zung in 35 Fäl­len, dar­un­ter zwei Fäl­le der schwe­ren (rich­tig: gefähr­li­chen) Kör­per­ver­let­zung, zu einer Gesamt­frei­heits­stra­fe von zwei Jah­ren und sechs Mona­ten ver­ur­teilt. Im Übri­gen hat es die Ange­klag­te freigesprochen. 

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts gelang­te die Ange­klag­te, eine ehe­ma­li­ge Pro­sti­tu­ier­te, unter dem Künst­ler­na­men “Schwesta Ewa” als Rap­pe­rin zu einer gewis­sen Popu­la­ri­tät mit bestän­di­gen Ein­nah­men. Dies nahm sie zum Anlass, neben dem “Musik-Busi­ness” nicht mehr selbst der Pro­sti­tu­ti­on nach­zu­ge­hen, son­dern ihre lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen als Pro­sti­tu­ier­te nun­mehr dahin zu nut­zen, die Pro­sti­tu­ti­ons­aus­übung ande­rer Frau­en zu orga­ni­sie­ren und an den Erträ­gen zu par­ti­zi­pie­ren. Die­ses Vor­ha­ben setz­te sie u.a. dadurch um, dass sie mit jun­gen Frau­en aus einer Cli­que, die sich um sie gebil­det hat­te, sog. Pro­sti­tu­ti­ons­rei­sen durch­führ­te. Dabei lag die Orga­ni­sa­ti­on bei ihr, wäh­rend die jun­gen Frau­en der Pro­sti­tu­ti­on nach­gin­gen. Abspra­che­ge­mäß wur­den die nach Abzug der Kos­ten aus der Pro­sti­tu­ti­ons­tä­tig­keit ver­blei­ben­den Ein­nah­men zwi­schen der Ange­klag­ten und der jewei­li­gen Pro­sti­tu­ier­ten hälf­tig auf­ge­teilt. Die jun­gen Frau­en waren mit der Art und Wei­se der Durch­füh­rung der Pro­sti­tu­ti­ons­aus­übung und der Auf­tei­lung der Erlö­se einverstanden. 

Die Ange­klag­te gab die aus den Pro­sti­tu­ti­ons­rei­sen erziel­ten Ein­nah­men in ihren Steu­er­erklä­run­gen nicht an; hier­durch ver­kürz­te sie Ein­kom­men­steu­er und Umsatz­steu­er. Zudem schlug die zu Jäh­zorn nei­gen­de Ange­klag­te die sie beglei­ten­den jun­gen Frau­en in ins­ge­samt 35 Fällen. 

Die Ange­klag­te bean­stan­det ihre Ver­ur­tei­lung mit einer auf die Sach­rü­ge gestütz­ten Revi­si­on. Die Staats­an­walt­schaft und eine der jun­gen Frau­en, die sich dem Ver­fah­ren als Neben­klä­ge­rin ange­schlos­sen hat, wen­den sich mit ihren Revi­sio­nen gegen den Teil­frei­spruch. Sie bean­stan­den mit Ver­fah­rens- und Sach­rü­gen, dass die Ange­klag­te nicht auch wegen Zuhäl­te­rei und Men­schen­han­dels ver­ur­teilt wor­den ist. Sie machen ins­be­son­de­re gel­tend, die jun­gen Frau­en sei­en finan­zi­ell aus­ge­beu­tet wor­den und hät­ten nicht frei­wil­lig gehandelt. 

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Revi­si­on der Ange­klag­ten als unbe­grün­det ver­wor­fen. Auch die Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft und der Neben­klä­ge­rin hat­ten kei­nen Erfolg; der Frei­spruch vom Vor­wurf der Zuhäl­te­rei und des Men­schen­han­dels ist rechts­feh­ler­frei. Eben­so wenig hat­te die Staats­an­walt­schaft mit einer Ver­fah­rens­be­an­stan­dung Erfolg, mit der sie gerügt hat­te, dass eine die wei­te­re Aus­sa­ge ver­wei­gern­de Zeu­gin nicht in Beu­ge­haft genom­men wor­den ist. Damit ist das Urteil gegen die Ange­klag­te rechtskräftig. 

Vor­in­stanz:
LG Frank­furt am Main – Urteil vom 20. Juni 2017 – 5–02 KLs 6/17 6360 Js 209626/16

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2019&Sort=3&nr=92952&pos=1&anz=26