Pres­se­mit­tei­lung des BGH Nr. 89/2018 vom 15.05.2018

Urteil gegen vier Mit­ar­bei­ter der Deut­schen Bank AG Frank­furt am Main wegen Steu­er­straf­ta­ten rechtskräftig 

Urteil vom 15. Mai 2018 – 1 StR 159/17

Das Land­ge­richt Frank­furt am Main hat den Ange­klag­ten H. wegen Steu­er­hin­ter­zie­hung zu einer Frei­heits­stra­fe von drei Jah­ren und vier wei­te­re Ange­klag­te jeweils wegen Bei­hil­fe zur Steu­er­hin­ter­zie­hung zu Frei­heits­stra­fen zwi­schen einem Jahr und drei Mona­ten und zwei Jah­ren ver­ur­teilt. Die Voll­stre­ckung der Frei­heits­stra­fen gegen die wegen Bei­hil­fe ver­ur­teil­ten Ange­klag­ten hat es zur Bewäh­rung ausgesetzt. 

Der 1. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat auf die Revi­si­on des Ange­klag­ten L. das Urteil, soweit es ihn betrifft, mit den Fest­stel­lun­gen auf­ge­ho­ben und die Sache inso­weit an eine ande­re Wirt­schafts­straf­kam­mer des Land­ge­richts zurück­ver­wie­sen. Die Revi­sio­nen der übri­gen Ange­klag­ten und die die­se betref­fen­den Revi­sio­nen der Gene­ral­staats­an­walt­schaft hat der 1. Straf­se­nat ver­wor­fen. Die Gene­ral­staats­an­walt­schaft hat­te bean­stan­det, dass die­se Ange­klag­ten nicht wegen täter­schaft­li­cher Steu­er­hin­ter­zie­hung ver­ur­teilt wor­den sind; im Übri­gen rüg­te sie die Strafzumessung. 

Bei dem Ange­klag­ten L. führ­te ein Rechts­feh­ler bei der Abgren­zung von Tun und Unter­las­sen zur Auf­he­bung des Urteils. Die Straf­kam­mer hat eine vor­sätz­li­che akti­ve För­de­rung der Steu­er­straf­ta­ten durch die­sen Ange­klag­ten nicht hin­rei­chend kon­kret bezeich­net. Die übri­gen Revi­sio­nen blie­ben ohne Erfolg. 

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts koor­di­nier­te der Ange­klag­te H. in sei­ner Funk­ti­on als Lei­ter der Abtei­lung CMS-Regi­on Mit­te den Han­del der Deut­schen Bank AG Frank­furt am Main mit Treib­haus­gas­emis­si­ons­zer­ti­fi­ka­ten (CO2-Zer­ti­fi­ka­ten) und wur­de hier­bei durch die Mit­an­ge­klag­ten unter­stützt. Ab Som­mer 2009 war in steu­er­be­trü­ge­ri­sche Leis­tungs­ket­ten an der Posi­ti­on des letz­ten inlän­di­schen Erwer­bers (sog. Dis­tri­bu­tor) auch die Deut­sche Bank AG ein­ge­bun­den. Ins­ge­samt mach­te die Deut­sche Bank AG in den Umsatz­steu­er­vor­anmel­dun­gen Okto­ber 2009 bis Febru­ar 2010 aus Leis­tun­gen von vier Händ­lern von CO2-Zer­ti­fi­ka­ten 145.465.032 Euro zu Unrecht gel­tend. Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts hat­ten die Ange­klag­ten die ernst­haf­te Mög­lich­keit in ihr Vor­stel­lungs­bild auf­ge­nom­men, dass der Deut­schen Bank AG aus ihren Geschäf­ten mit den vier Händ­lern von CO2-Zer­ti­fi­ka­ten wegen einer Ein­bin­dung in steu­er­be­trü­ge­ri­sche Leis­tungs­ket­ten kei­ne Berech­ti­gung zur Gel­tend­ma­chung von Vor­steu­ern zukom­men wür­de. Ihnen kam es auch im eige­nen Inter­es­se dar­auf an, die lukra­ti­ven CO2-Geschäf­te mit für die Deut­sche Bank AG leicht zu erzie­len­den Mar­gen fort­zu­set­zen. Abge­se­hen von der Revi­si­on des Ange­klag­ten L. blie­ben die Rechts­mit­tel — auch im Hin­blick auf die Straf­zu­mes­sung — ohne Erfolg. Der 1. Straf­se­nat hat des­halb sowohl die Revi­sio­nen der Gene­ral­staats­an­walt­schaft als auch der übri­gen vier Ange­klag­ten verworfen. 

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Frank­furt am Main – Urteil vom 13. Juni 2016 – 5/2 KLs 6/15

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=pm&Datum=2018&Sort=3&nr=83558&pos=0&anz=89