BGH, Beschluss vom 03.08.2023, AZ 1 StR 145/23

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 135/2023, vom 03.08.2023

Urteil im “All­gäu­er Tier­schutz­skan­dal” rechtskräftig

Beschluss vom 25. Juli 2023 — 1 StR 145/23

Das Land­ge­richt Mem­min­gen hat zwei Land­wir­te wegen meh­re­rer Fäl­le der quä­le­ri­schen Miss­hand­lung von Wir­bel­tie­ren ver­ur­teilt (§ 17 Nr. 2 Buchst. b TierSchG). Gegen einen Ange­klag­ten hat es eine Gesamt­frei­heits­stra­fe von zwei Jah­ren und zehn Mona­ten sowie ein fünf­jäh­ri­ges Ver­bot ver­hängt, land­wirt­schaft­li­che Nutz­tie­re zu hal­ten, betreu­en oder sonst berufs­mä­ßi­gen Umgang mit die­sen zu haben (§ 20 Abs. 1 TierSchG). Gegen den ande­ren Ange­klag­ten hat es eine Frei­heits­stra­fe von zwei Jah­ren fest­ge­setzt, deren Voll­stre­ckung es zur Bewäh­rung aus­ge­setzt hat.

Nach den durch das Land­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen unter­lie­ßen es die Ange­klag­ten als ver­ant­wort­li­che Tier­hal­ter ent­ge­gen ihrer sich aus § 2 Nr. 1 TierSchG, § 4 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Tier­schutz-Nutz­tier­hal­tungs­ver­ord­nung erge­ben­den Pflicht, bei den von ihnen gehal­te­nen Rin­dern unver­züg­lich Maß­nah­men zur Behand­lung kran­ker Tie­re zu ergrei­fen, nament­lich einen Tier­arzt bei­zu­zie­hen. Sie füg­ten so den Rin­dern län­ger anhal­ten­de erheb­li­che Schmer­zen zu, die bei Vor­nah­me der gebo­te­nen Hand­lun­gen hät­ten ver­mie­den wer­den kön­nen. Ein Ange­klag­ter ent­horn­te fer­ner acht Käl­ber mit­tels eines unge­eig­ne­ten Geräts ohne geeig­ne­te Schmerzmittelgabe.

Die auf die Rüge der Ver­let­zung mate­ri­el­len Rechts gestütz­ten Revi­sio­nen der Ange­klag­ten blei­ben ohne Erfolg. Die Über­prü­fung des Urteils durch den 1. Straf­se­nat hat kei­nen die Ange­klag­ten belas­ten­den Rechts­feh­ler ergeben.

Das land­ge­richt­li­che Urteil ist damit rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
LG Mem­min­gen – 1 KLs 331 Js 15146/19 – Urteil vom 29. Novem­ber 2022

Die maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten lauten:
§ 17 TierSchG:

Mit Frei­heits­stra­fe bis zu zwei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe wird bestraft, wer
1. …
2. einem Wirbeltier
a) …
b) län­ger anhal­ten­de oder sich wie­der­ho­len­de erheb­li­che Schmer­zen oder Leiden
zufügt.

§ 20 TierSchG:

(1) Wird jemand wegen einer nach § 17 rechts­wid­ri­gen Tat ver­ur­teilt oder nur des­halb nicht ver­ur­teilt, weil sei­ne Schuld­un­fä­hig­keit erwie­sen oder nicht aus­zu­schlie­ßen ist, so kann ihm das Gericht das Hal­ten von sowie den Han­del oder den sons­ti­gen berufs­mä­ßi­gen Umgang mit Tie­ren jeder oder einer bestimm­ten Art für die Dau­er von einem Jahr bis zu fünf Jah­ren oder für immer ver­bie­ten, wenn die Gefahr besteht, daß er wei­ter­hin eine nach § 17 rechts­wid­ri­ge Tat bege­hen wird.

§ 2 TierSchG:

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreu­en hat,

1. muß das Tier sei­ner Art und sei­nen Bedürf­nis­sen ent­spre­chend ange­mes­sen ernäh­ren, pfle­gen und ver­hal­tens­ge­recht unterbringen,

§ 4 Ver­ord­nung zum Schutz land­wirt­schaft­li­cher Nutz­tie­re und ande­rer zur Erzeu­gung tie­ri­scher Pro­duk­te gehal­te­ner Tie­re bei ihrer Hal­tung (Tier­schutz-Nutz­tier­hal­tungs­ver­ord­nung):

(1) Wer Nutz­tie­re hält, hat vor­be­halt­lich der Vor­schrif­ten des Abschnitts 2 sicher­zu­stel­len, dass
1. …
2…
3. soweit erfor­der­lich, unver­züg­lich Maß­nah­men für die Behand­lung, Abson­de­rung in geeig­ne­te Hal­tungs­ein­rich­tun­gen mit tro­cke­ner und wei­cher Ein­streu oder Unter­la­ge oder die Tötung kran­ker oder ver­letz­ter Tie­re ergrif­fen wer­den sowie ein Tier­arzt hin­zu­ge­zo­gen wird; 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…