BGH, Beschluss vom 18.01.2021, AZ 5 StR 530/20

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 9/2021, vom 18.01.2021

Urteil wegen Mor­des am jüngs­ten Sohn des frü­he­ren Bun­des­prä­si­den­ten von Weiz­sä­cker rechtskräftig 

Beschluss vom 5. Janu­ar 2021 – 5 StR 530/20

Das Land­ge­richt Ber­lin hat den Ange­klag­ten wegen Mor­des in Tat­ein­heit mit ver­such­tem Mord und mit gefähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung zu einer Frei­heits­stra­fe von zwölf Jah­ren ver­ur­teilt und sei­ne Unter­brin­gung in einem psych­ia­tri­schen Kran­ken­haus angeordnet. 

Nach den Urteils­fest­stel­lun­gen töte­te der Ange­klag­te am 19. Novem­ber 2019 den jüngs­ten Sohn des frü­he­ren Bun­des­prä­si­den­ten Richard von Weiz­sä­cker, den Arzt Prof. Dr. med. Fritz von Weiz­sä­cker, anläss­lich einer öffent­li­chen Vor­trags­ver­an­stal­tung von Weiz­sä­ckers in der Ber­li­ner Schloss­park-Kli­nik. Der Ange­klag­te stach sei­nem Opfer in Tötungs­ab­sicht unver­mit­telt ein Mes­ser in den Hals. Einen zufäl­lig als Vor­trags­gast anwe­sen­den Poli­zei­be­am­ten, der sich ihm in den Weg stell­te, ver­letz­te der Ange­klag­te mit Mes­ser­sti­chen in Hals und Rücken, um Prof. Dr. von Weiz­sä­cker wei­te­re Sti­che zufü­gen zu kön­nen. Der Ange­klag­te war auf­grund einer psy­chi­schen Stö­rung in sei­ner Steue­rungs­fä­hig­keit erheb­lich ver­min­dert. Er han­del­te in der ihn zwang­haft beschäf­ti­gen­den Fehl­vor­stel­lung, dass Richard von Weiz­sä­cker für die Her­stel­lung eines im Viet­nam­krieg durch US-Streit­kräf­te ein­ge­setz­ten, “Agent Oran­ge” genann­ten Ent­lau­bungs­mit­tels mit­ver­ant­wort­lich gewe­sen sei. 

Der in Leip­zig ansäs­si­ge 5. Straf­se­nat hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten ver­wor­fen. Die Über­prü­fung des Urteils hat kei­nen Rechts­feh­ler zum Nach­teil des Ange­klag­ten erge­ben. Das Urteil des Land­ge­richts ist damit rechtskräftig. 

Vor­in­stanz:
LG Ber­lin – Urteil vom 8. Juli 2020 – (532) Ks 234 Js 331/19 (4/20)

Die maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten lauten: 

§ 211 Mord 

(1) Der Mör­der wird mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bestraft. 

(2) Mör­der ist, wer 

aus Mord­lust, zur Befrie­di­gung des Geschlechts­triebs, aus Hab­gier oder sonst nied­ri­gen Beweggründen,
heim­tü­ckisch oder grau­sam oder mit gemein­ge­fähr­li­chen Mit­teln oder
um eine ande­re Straf­tat zu ermög­li­chen oder zu verdecken, 

einen Men­schen tötet. 

§ 63 Unter­brin­gung in einem psych­ia­tri­schen Krankenhaus 

Hat jemand eine rechts­wid­ri­ge Tat im Zustand der Schuld­un­fä­hig­keit (§ 20) oder der ver­min­der­ten Schuld­fä­hig­keit (§ 21) began­gen, so ord­net das Gericht die Unter­brin­gung in einem psych­ia­tri­schen Kran­ken­haus, wenn die Gesamt­wür­di­gung des Täters und sei­ner Tat ergibt, dass von ihm infol­ge sei­nes Zustan­des erheb­li­che rechts­wid­ri­ge Taten, durch wel­che die Opfer see­lisch oder kör­per­lich erheb­lich geschä­digt oder erheb­lich gefähr­det wer­den oder schwe­rer wirt­schaft­li­cher Scha­den ange­rich­tet wird, zu erwar­ten sind und er des­halb für die All­ge­mein­heit gefähr­lich ist. Han­delt es sich bei der began­ge­nen rechts­wid­ri­gen Tat nicht um eine im Sin­ne von Satz 1 erheb­li­che Tat, so trifft das Gericht eine sol­che Anord­nung nur, wenn beson­de­re Umstän­de die Erwar­tung recht­fer­ti­gen, dass der Täter infol­ge sei­nes Zustan­des der­ar­ti­ge erheb­li­che rechts­wid­ri­ge Taten bege­hen wird. 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…