BGH, Beschluss vom 21.02.2023, AZ 5 StR 382/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 34/2023, vom 21.02.2023

Urteil zum “Mord­kom­plott von Gro­ßenhain” rechtskräftig

Beschluss vom 31. Janu­ar 2023 – 5 StR 382/22

Der in Leip­zig ansäs­si­ge 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Revi­sio­nen der vier Ange­klag­ten gegen ein Urteil des Land­ge­richts Dres­den ver­wor­fen. Das Land­ge­richt hat zwei Frau­en und zwei Män­ner wegen Mor­des zu lebens­lan­gen Frei­heits­stra­fen ver­ur­teilt. Bei zwei Ange­klag­ten hat es zudem die beson­de­re Schwe­re der Schuld festgestellt.

Nach den Urteils­fest­stel­lun­gen war eine der Ange­klag­ten mit dem spä­te­ren Tat­op­fer ver­hei­ra­tet. Als sie von einem ande­ren Mann mit Zwil­lin­gen schwan­ger wur­de, beschloss sie, ihren Ehe­mann zu töten. Sie woll­te dadurch ver­hin­dern, dass er recht­lich Vater der ehe­lich gebo­re­nen Kin­der wird. Zudem befürch­te­te sie, dass er das Sor­ge­recht für ihr gemein­sa­mes Kind bean­spru­chen wer­de. Sie weih­te die drei Mit­an­ge­klag­ten in ihren Plan ein, das Opfer in ein Wald­stück zu ver­schlep­pen und dort zu töten. Nach dem Wil­len der Ange­klag­ten soll­te der Geschä­dig­te einen qual­vol­len Tod erlei­den. Einer der Ange­klag­ten betei­lig­te sich an der Tat in ers­ter Linie, weil er auf eine gemein­sa­me Zukunft mit der Ange­klag­ten hoff­te. Die ande­ren bei­den Ange­klag­ten erklär­ten sich zur Mit­wir­kung an der Tat ins­be­son­de­re des­halb bereit, weil ihnen ein Anteil an zwei Ster­be­geld­ver­si­che­run­gen des Opfers ver­spro­chen wurde.

Am 13. Juni 2020 lock­te die Ange­klag­te ihren Ehe­mann unter dem Vor­wand, er kön­ne sein Kind sehen, auf einen Platz in Gro­ßenhain. Dort ergrif­fen die bei­den männ­li­chen Ange­klag­ten das arg- und wehr­lo­se Opfer von hin­ten, dräng­ten es in ein Auto und fuh­ren gemein­sam mit den zwei wei­te­ren Ange­klag­ten in ein abge­le­ge­nes Wald­stück. Die bei­den männ­li­chen Ange­klag­ten zerr­ten das Opfer aus dem Auto, schlu­gen ihm mit einer Holz­keu­le mas­siv gegen die Rip­pen, bis die Keu­le zer­brach, und tra­ten ihm in den Rücken. Sie nah­men ihm sein Han­dy ab und lie­ßen den bewe­gungs­un­fä­hi­gen Geschä­dig­ten zurück. Er erlitt erheb­li­che kör­per­li­che Schmer­zen und see­li­sche Qua­len. Am spä­te­ren Abend des­sel­ben Tages fuh­ren drei Ange­klag­te wie­der zu dem Geschä­dig­ten. Einer der Ange­klag­ten trat ihm gegen den Hin­ter­kopf und ins Gesicht und zog ihn in einen Gra­ben. Am Fol­ge­tag fuh­ren die drei Ange­klag­ten auf­grund des fort­be­stehen­den Tat­plans erneut zu dem Geschä­dig­ten. Die bei­den männ­li­chen Ange­klag­ten lie­ßen schwe­re Feld­stei­ne auf den Kopf und den Ober­kör­per des Opfers fal­len. Einer der Ange­klag­ten mach­te ein Foto des Geschä­dig­ten, der spä­tes­tens in den kom­men­den Stun­den an sei­nen Ver­let­zun­gen starb.

Das Land­ge­richt hat den Sach­ver­halt recht­lich dahin beur­teilt, dass alle Ange­klag­ten Mit­tä­ter eines Mor­des waren und die Mord­merk­ma­le der Heim­tü­cke sowie der Grau­sam­keit erfüll­ten. Zudem hat die Straf­kam­mer für die Ehe­frau des Opfers ein Han­deln aus nied­ri­gen Beweg­grün­den und für die Ange­klag­ten, die auf­grund des Anteils an den Ster­be­geld­ver­si­che­run­gen mit­wirk­ten, Hab­gier angenommen.

Die Revi­sio­nen der Ange­klag­ten haben kei­nen Rechts­feh­ler zu ihrem Nach­teil erge­ben. Auch die umfang­reich erho­be­nen Ver­fah­rens­be­an­stan­dun­gen von drei der vier Ange­klag­ten sind ohne Erfolg geblie­ben. Das Urteil des Land­ge­richts Dres­den ist damit rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
LG Dres­den – Urteil vom 9. Febru­ar 2022 – 1 Ks 733 Js 33262/20

Maß­geb­li­che Vorschriften:

§ 211 StGB Mord

(1) Der Mör­der wird mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bestraft.
(2) Mör­der ist, wer
(…) aus Hab­gier oder sonst aus nied­ri­gen Beweg­grün­den, heim­tü­ckisch oder grau­sam (…) einen Men­schen tötet.

§ 57a StGB Per­sön­li­cher und sach­li­cher Anwendungsbereich

(1) Das Gericht setzt die Voll­stre­ckung des Res­tes einer lebens­lan­gen Frei­heits­stra­fe zur Bewäh­rung aus, wenn
1. fünf­zehn Jah­re der Stra­fe ver­büßt sind,
2. nicht die beson­de­re Schwe­re der Schuld des Ver­ur­teil­ten die wei­te­re Voll­stre­ckung gebietet (…) 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…