BGH, Beschluss vom 11.04.2023, AZ 3 StR 167/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 63/2023, vom 11.04.2023

Ver­ur­tei­lung des ehe­ma­li­gen Bür­ger­meis­ters der Stadt Oppen­heim wegen Untreue und Bestech­lich­keit rechtskräftig

Beschluss vom 8. Febru­ar 2023 — 3 StR 167/22

Das Land­ge­richt hat den Ange­klag­ten wegen Bestech­lich­keit in vier Fäl­len sowie Untreue in zwölf Fäl­len zu einer Gesamt­frei­heits­stra­fe von einem Jahr und acht Mona­ten ver­ur­teilt, deren Voll­stre­ckung zur Bewäh­rung aus­ge­setzt und ihn von wei­te­ren Vor­wür­fen frei­ge­spro­chen. Die auf die Rüge der Ver­let­zung for­mel­len und mate­ri­el­len Rechts gestütz­te Revi­si­on des Ange­klag­ten hat sich gegen die Ver­ur­tei­lung gerich­tet. Der 3. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten ver­wor­fen, da die durch das Rechts­mit­tel ver­an­lass­te Über­prü­fung des Urteils kei­nen Rechts­feh­ler zum Nach­teil des Ange­klag­ten erge­ben hat.

Nach den vom Land­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen schloss der Ange­klag­te als Bür­ger­meis­ter der Stadt Oppen­heim im Herbst 2013 im Zusam­men­hang mit der Ent­wick­lung und Bebau­ung des Bau­ge­biets Krä­me­r­eck-Süd mit der GAJ GmbH, deren fak­ti­scher Geschäfts­füh­rer der frü­he­re Mit­an­ge­klag­te war, einen Mak­ler­ver­trag. Hin­ter­grund war, dass zur Sanie­rung des deso­la­ten Haus­halts der Stadt Oppen­heim ver­schie­de­ne Grund­stü­cke durch die Stadt vor dem Umle­gungs­ver­fah­ren ange­kauft und nach Erschlie­ßung gewinn­brin­gend ver­kauft wer­den soll­ten. Die nach der Gemein­de­ord­nung Rhein­land-Pfalz erfor­der­li­che Schrift­form wur­de nicht ein­ge­hal­ten, zudem wur­de der an sich zustän­di­ge Stadt­rat nicht ein­be­zo­gen. Der Ange­klag­te woll­te ins­ge­samt eine Ein­bin­dung des Stadt­ra­tes, der dem Abschluss eines Mak­ler­ver­tra­ges man­gels Erfor­der­lich­keit nicht zuge­stimmt hät­te, umge­hen und ging davon aus, zukünf­ti­ge Rech­nun­gen der GAJ GmbH auch ohne ent­spre­chen­de Grund­la­ge bei der Ver­bands­ge­mein­de allein durch Anwei­sung zur Aus­zah­lung brin­gen zu können.

Im Zusam­men­hang mit dem Abschluss des Mak­ler­ver­tra­ges ver­ein­bar­ten der Ange­klag­te und der frü­he­re Mit­an­ge­klag­te zudem, dass im Gegen­zug ca. 10% der Pro­vi­si­on von der GAJ GmbH bzw. dem frü­he­ren Mit­an­ge­klag­ten an die SPD Oppen­heim flie­ßen sollten.

Ins­ge­samt wur­den in der Fol­ge­zeit meh­re­re Grund­stü­cke unter Mit­wir­kung des frü­he­ren Mit­an­ge­klag­ten durch die Stadt Oppen­heim ange­kauft. Die­se bil­de­ten die Grund­la­ge für Pro­vi­si­ons­rech­nun­gen der GAJ GmbH, die auf Anwei­sung des Ange­klag­ten in Höhe von ins­ge­samt 172.249,94 € zum Nach­teil der Stadt Oppen­heim an die GAJ GmbH aus­ge­zahlt wurden.

Ent­spre­chend der zwi­schen dem Ange­klag­ten und dem frü­he­ren Mit­an­ge­klag­ten getrof­fe­nen Abre­de leis­te­te die­ser in den Jah­ren 2014 und 2015 Spen­den in Höhe von ins­ge­samt 17.600 € an die SPD Oppen­heim. Der Ange­klag­te und die Stadt sowie Mit­ar­bei­ter der Ver­bands­ge­mein­de, der die Stadt Oppen­heim ange­hört, hät­ten den Ankauf der Grund­stü­cke ohne Wei­te­res selbst orga­ni­sie­ren können.

Das Urteil ist mit der Ent­schei­dung des Senats rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
LG Mainz — Urteil vom 20. Dezem­ber 2021 — 1 KLs 3300 Js 5274/17

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