Pres­se­mit­tei­lung des BGH Nr. 12/2019 vom 05.02.2019

Ver­ur­tei­lung des “Reichs­bür­gers” von Geor­gens­gmünd wegen Mor­des an einem Poli­zei­be­am­ten zu lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe hat Bestand 

Beschluss vom 23. Janu­ar 2019 – 1 StR 209/18

Das Land­ge­richt Nürn­berg-Fürth hat den Ange­klag­ten wegen Mor­des an einem Poli­zei­be­am­ten und ver­such­ten Mor­des an zwei wei­te­ren Poli­zei­be­am­ten zu lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe verurteilt. 

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts dran­gen am Mor­gen des 19. Okto­ber 2016 gegen sechs Uhr Beam­te eines Spe­zi­al­ein­satz­kom­man­dos der Poli­zei in das Anwe­sen des Ange­klag­ten ein, um dem Land­rats­amt die Durch­su­chung nach Waf­fen zu ermög­li­chen. Der Ange­klag­te bemerk­te, dass es sich bei den in das Haus ein­ge­drun­ge­nen Per­so­nen um Poli­zei­be­am­te han­del­te. Als er durch die teil­ver­glas­te Woh­nungs­tür sah, dass sich ein Poli­zei­be­am­ter vor die­ser Tür in der Hocke befand, um ein Öff­nungs­ge­rät anzu­set­zen, ent­schloss er sich, die­se Situa­ti­on aus­zu­nut­zen und ihn zu töten. Er schoss elf Mal unmit­tel­bar hin­ter­ein­an­der durch die Tür mit einer Pis­to­le gezielt auf den hocken­den Beam­ten, der – obwohl er eine Schutz­wes­te trug – getrof­fen wur­de und am nächs­ten Tag an den Ver­let­zungs­fol­gen starb. Dabei nahm der Ange­klag­te in Kauf, dass zwei wei­te­re dane­ben ste­hen­de Poli­zei­be­am­te durch die Schüs­se eben­falls getö­tet wer­den könn­ten. Auch sie wur­den infol­ge der Schuss­ab­ga­be ver­letzt. Beweg­grund für das Han­deln des Ange­klag­ten war die Ver­tei­di­gung des von ihm auf sei­nem Anwe­sen selbst aus­ge­ru­fe­nen auto­no­men Staa­tes. Er betrach­te­te die Poli­zei­be­am­ten als Reprä­sen­tan­ten eines “Schein­staa­tes Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land”, die unbe­rech­tigt auf sein Staats­ge­biet vor­ge­drun­gen waren und des­we­gen getö­tet wer­den durften. 

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten als unbe­grün­det ver­wor­fen. Zwar bestan­den ange­sichts der vom Land­ge­richt zu den kon­kre­ten Umstän­den des Ein­sat­zes des Spe­zi­al­kom­man­dos der Poli­zei getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen Beden­ken gegen die Annah­me einer Arg­lo­sig­keit des getö­te­ten Poli­zis­ten und damit einer heim­tü­cki­schen Bege­hungs­wei­se des Ange­klag­ten. Das Land­ge­richt hat die Tat des Ange­klag­ten jedoch rechts­feh­ler­frei als Mord aus nied­ri­gen Beweg­grün­den gewer­tet und die dafür im Straf­ge­setz­buch ange­droh­te lebens­lan­ge Frei­heits­stra­fe verhängt. 

Vor­in­stanz:
LG Nürn­berg-Fürth – Urteil vom 23. Okto­ber 2017 – 5 Ks 113 Js 1822/16

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…