BGH, Beschluss vom 24.08.2023, AZ 3 StR 499/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 146/2023, vom 24.08.2023

Ver­ur­tei­lung eines Bun­des­wehr­of­fi­ziers wegen eines beab­sich­tig­ten Ter­ror­an­schla­ges bestätigt

Beschluss vom 8. August 2023 — 3 StR 499/22

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Revi­si­on des Bun­des­wehr­of­fi­ziers Fran­co A. gegen sei­ne Ver­ur­tei­lung durch das Ober­lan­des­ge­richt Frank­furt am Main ver­wor­fen. Die­ses hat­te den Ange­klag­ten der Vor­be­rei­tung einer schwe­ren staats­ge­fähr­den­den Gewalt­tat (§ 89a StGB), zahl­rei­cher straf­be­wehr­ter Ver­stö­ße gegen das Kriegs­waf­fen­kon­troll­ge­setz, das Waf­fen­ge­setz und das Spreng­stoff­ge­setz, der Unter­schla­gung sowie des Betru­ges schul­dig gespro­chen. Es hat­te die Taten mit einer Gesamt­frei­heits­stra­fe von fünf Jah­ren und sechs Mona­ten geahn­det, von der es als Kom­pen­sa­ti­on für eine rechts­staats­wid­ri­ge Ver­zö­ge­rung des Ver­fah­rens drei Mona­te als voll­streckt erklärt hatte.

1. Nach den vom Ober­lan­des­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen war der Ange­klag­te Berufs­sol­dat bei der Bun­des­wehr im Rang eines Ober­leut­nants. Er hat­te eine seit Jah­ren ver­fes­tig­te völ­kisch-natio­na­lis­ti­sche, anti­se­mi­ti­sche, ras­sis­ti­sche und demo­kra­tie­feind­li­che Gesin­nung. Auf­grund ver­schwö­rungs­theo­re­ti­scher Gedan­ken­gän­ge war er über­zeugt, der “Zio­nis­mus” füh­re einen sys­te­ma­ti­schen Ras­sen­krieg, in dem Mil­lio­nen von Migran­ten nach Deutsch­land ver­bracht wür­den. Dies habe letzt­lich die “Aus­lö­schung der deut­schen Ras­se” zur Fol­ge. Ver­ant­wort­lich für die ver­meint­li­che “Zer­set­zung der deut­schen Nati­on” sei­en ins­be­son­de­re flücht­lings­freund­lich ein­ge­stell­te hoch­ran­gi­ge Poli­ti­ker und Per­so­nen des öffent­li­chen Lebens.

a) Der Ange­klag­te fass­te im Lau­fe des Jah­res 2016 den fes­ten Ent­schluss, einen Anschlag auf das Leben eines die­ser Ver­ant­wort­li­chen zu ver­üben, um einen poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Rich­tungs­wech­sel in sei­nem Sin­ne her­bei­zu­füh­ren und nach sei­ner Vor­stel­lung zum “Erhalt der deut­schen Nati­on” bei­zu­tra­gen. Als mög­li­che Anschlags­op­fer zog er die dama­li­ge Vize­prä­si­den­tin des Deut­schen Bun­des­ta­ges, den dama­li­gen Bun­des­mi­nis­ter der Jus­tiz und für Ver­brau­cher­schutz sowie eine aus einer jüdi­schen Fami­lie stam­men­de Jour­na­lis­tin und Stif­tungs­grün­de­rin in Betracht.

Unter­des­sen ver­füg­te der Ange­klag­te bis zu sei­ner Fest­nah­me am 26. April 2017 ohne behörd­li­che Erlaub­nis über zwei halb­au­to­ma­ti­sche Geweh­re und eine Pis­to­le, vor­über­ge­hend — in Wien — über eine wei­te­re Pis­to­le. Dane­ben bewahr­te er 1.090 Schuss Muni­ti­on und 51 Spreng­kör­per auf, die er groß­teils Bun­des­wehr­be­stän­den ent­nom­men hat­te. Er war fest ent­schlos­sen, eine der vier Schuss­waf­fen für den von ihm geplan­ten Anschlag zu verwenden.

b) Um zu bele­gen, wie leicht sich der “Staat” täu­schen las­se und es ermög­li­che, unter einer fal­schen Iden­ti­tät als ver­meint­li­cher Flücht­ling zu leben und staat­li­che Trans­fer­leis­tun­gen zu erhal­ten, ließ sich der Ange­klag­te bereits Ende 2015 als Asyl­be­wer­ber regis­trie­ren. Er gab an, er sei ein fran­zö­sisch spre­chen­der Syrer, gehö­re der christ­li­chen Min­der­heit in Syri­en an und sei von dort geflo­hen. Auf­grund die­ser Regis­trie­rung wur­den ihm, wie von ihm beab­sich­tigt, Leis­tun­gen nach dem Asyl­be­wer­ber­leis­tungs­ge­setz im Gesamt­wert von cir­ca 6.900 € gewährt. Nach­dem er den sub­si­diä­ren Schutz­sta­tus erlangt hat­te, bean­trag­te er Anfang 2017 Leis­tun­gen zur Siche­rung des Lebens­un­ter­halts nach dem Sozi­al­ge­setz­buch Zwei­tes Buch (SGB II). In der Fol­ge­zeit bezog er sol­che Leis­tun­gen in Höhe von ins­ge­samt etwa 3.000 €.

2. Der für Staats­schutz­straf­sa­chen zustän­di­ge 3. Straf­se­nat hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten als offen­sicht­lich unbe­grün­det ver­wor­fen. Ohne Erfolg hat der Beschwer­de­füh­rer das Ver­fah­ren vor dem Ober­lan­des­ge­richt bean­stan­det. Die auf sei­ne Sach­rü­ge gebo­te­ne Nach­prü­fung des Urteils hat weder im Schuld­spruch noch im Straf­aus­spruch einen ihm nach­tei­li­gen Rechts­feh­ler erge­ben. Das Straf­ver­fah­ren ist damit rechts­kräf­tig abgeschlossen.

Vor­in­stanz:
OLG Frank­furt am Main — 5 — 2 StE 18/17 — 5a — 1/17 — Urteil vom 15. Juli 2022

Maß­geb­li­che Vorschrift:
§ 89a StGB — Vor­be­rei­tung einer schwe­ren staats­ge­fähr­den­den Gewalttat

(1) 1Wer eine schwe­re staats­ge­fähr­den­de Gewalt­tat vor­be­rei­tet, wird mit Frei­heits­stra­fe von sechs Mona­ten bis zu zehn Jah­ren bestraft. 2Eine schwe­re staats­ge­fähr­den­de Gewalt­tat ist eine Straf­tat gegen das Leben in den Fäl­len des § 211 oder des § 212 oder gegen die per­sön­li­che Frei­heit in den Fäl­len des § 239a oder des § 239b, die nach den Umstän­den bestimmt und geeig­net ist, den Bestand oder die Sicher­heit eines Staa­tes oder einer inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­ti­on zu beein­träch­ti­gen oder Ver­fas­sungs­grund­sät­ze der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu besei­ti­gen, außer Gel­tung zu set­zen oder zu untergraben.
(2) Absatz 1 ist nur anzu­wen­den, wenn der Täter eine schwe­re staats­ge­fähr­den­de Gewalt­tat vor­be­rei­tet, indem er
1.eine ande­re Per­son unter­weist oder sich unter­wei­sen lässt in der Her­stel­lung von oder im Umgang mit Schuss­waf­fen, Sprengstoffen, …
2.Waffen … der in Num­mer 1 bezeich­ne­ten Art … sich … ver­schafft, verwahrt …

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…