BGH, Beschluss vom 10.01.2023, AZ 5 StR 522/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 2/2023, vom 10.01.2023

Ver­ur­tei­lung eines wei­te­ren Ange­klag­ten im soge­nann­ten “Ber­li­ner Wett­bü­ro-Mord­fall” zu lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe rechtskräftig
Beschluss vom 4. Janu­ar 2023 – 5 StR 522/22

Der in Leip­zig ansäs­si­ge 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten gegen ein Urteil des Land­ge­richts Ber­lin vom 10. August 2022 im soge­nann­ten “Ber­li­ner Wett­bü­ro-Mord­fall” verworfen.

In einem ers­ten Rechts­gang hat­te das Land­ge­richt Ber­lin nach etwa fünf­jäh­ri­ger Haupt­ver­hand­lung mit Urteil vom 1. Okto­ber 2019 unter ande­rem den Ange­klag­ten wegen Mor­des zu lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt und bestimmt, dass zwei Jah­re der Min­dest­ver­bü­ßungs­dau­er als voll­streckt gel­ten. Auf die Revi­si­on des Ange­klag­ten hat­te der 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs mit Urteil vom 7. Febru­ar 2022 (5 StR 207/21) die Ver­ur­tei­lung des Ange­klag­ten wegen Mor­des bestä­tigt, jedoch den Straf­aus­spruch auf­ge­ho­ben, weil das Land­ge­richt die Ableh­nung einer Straf­mil­de­rung nach § 46b StGB (soge­nann­te Kron­zeu­gen­re­ge­lung) trotz einer von die­sem Ange­klag­ten geleis­te­ten Hil­fe bei der Auf­klä­rung der Tat nicht rechts­feh­ler­frei begrün­det hat­te; im Umfang der Auf­he­bung hat­te er die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an eine ande­re Straf­kam­mer des Land­ge­richts zurück­ver­wie­sen. Auf die Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft hat­te der Senat den zwei­jäh­ri­gen Voll­stre­ckungs­ab­schlag ent­fal­len las­sen (vgl. Pres­se­mit­tei­lung vom 7. Febru­ar 2022, Nr. 17/2022).

Nun­mehr hat das Land­ge­richt den rechts­kräf­tig des Mor­des schul­dig gespro­che­nen Ange­klag­ten erneut zu einer lebens­lan­gen Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt. Eine Straf­mil­de­rung wegen Auf­klä­rungs­hil­fe hat es in Aus­übung des ihm inso­weit zuste­hen­den Ermes­sens abgelehnt.

Der Bun­des­ge­richts­hof hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten ver­wor­fen, weil die Über­prü­fung des Urteils anhand der Revi­si­ons­be­grün­dungs­schrift kei­nen Rechts­feh­ler erge­ben hat. Ins­be­son­de­re hat das Land­ge­richt alle maß­geb­li­chen Aspek­te in sei­ne Ermes­sens­ent­schei­dung ein­ge­stellt und rechts­feh­ler­frei gewür­digt. Das Urteil des Land­ge­richts Ber­lin vom 10. August 2022 ist damit rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Ber­lin, Urteil vom 10. August 2022 – (530 Ks) 251 Js 26/14 (5/22)

Die maß­geb­li­chen Vor­schrif­ten lauten:

§ 211 Straf­ge­setz­buch (Mord)

(1) Der Mör­der wird mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bestraft.
(2) Mör­der ist, wer aus Mord­lust, zur Befrie­di­gung des Geschlechts­triebs, aus Hab­gier oder sonst aus nied­ri­gen Beweg­grün­den, heim­tü­ckisch oder grau­sam oder mit gemein­ge­fähr­li­chen Mit­teln oder um eine ande­re Straf­tat zu ermög­li­chen oder zu ver­de­cken, einen Men­schen tötet.

§ 46b Straf­ge­setz­buch (Hil­fe zur Auf­klä­rung oder Ver­hin­de­rung von schwe­ren Straftaten)

(1) Wenn der Täter einer Straf­tat, die mit einer im Min­dest­maß erhöh­ten Frei­heits­stra­fe oder mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bedroht ist,
1. durch frei­wil­li­ges Offen­ba­ren sei­nes Wis­sens wesent­lich dazu bei­getra­gen hat, dass eine Tat nach § 100a Abs. 2 der Straf­pro­zess­ord­nung, die mit sei­ner Tat im Zusam­men­hang steht, auf­ge­deckt wer­den konn­te, oder
2. (…)
kann das Gericht die Stra­fe nach § 49 Abs. 1 mil­dern, wobei an die Stel­le aus­schließ­lich ange­droh­ter lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe eine Frei­heits­stra­fe nicht unter zehn Jah­ren tritt. (…)

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…