BGH, Beschluss vom 13.06.2023, AZ 3 StR 434/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 95/2023, vom 13.06.2023

Ver­ur­tei­lung von fünf Ange­klag­ten wegen Mit­glied­schaft im IS rechtskräftig

Beschluss vom 8. März 2023 – 3 StR 434/22

Das Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf hat fünf tadschi­ki­sche Ange­klag­te wegen mit­glied­schaft­li­cher Betei­li­gung an einer aus­län­di­schen ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung und zum Teil damit in Zusam­men­hang ste­hen­der wei­te­rer Delik­te – Vor­be­rei­tung einer schwe­ren staats­ge­fähr­den­den Gewalt­tat, Ver­stö­ßen gegen das Waf­fen- und das Außen­wirt­schafts­ge­setz – zu Frei­heits­stra­fen zwi­schen vier Jah­ren und neun Mona­ten sowie neun Jah­ren und sechs Mona­ten verurteilt.

Nach den vom Ober­lan­des­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen gelang­ten die vier revi­die­ren­den Ange­klag­ten, von denen drei über ein abge­schlos­se­nes Hoch­schul­stu­di­um ver­fü­gen, von 2015 an nach Deutsch­land und bean­trag­ten Asyl. Ab Janu­ar 2019 nah­men sie online an ideo­lo­gi­schen Schu­lun­gen des “Isla­mi­schen Staats” (IS) teil, die ein tadschi­ki­sches Füh­rungs­mit­glied der Orga­ni­sa­ti­on von Afgha­ni­stan aus auf Pro­pa­gan­da­ka­nä­len hielt, und schlos­sen sich in Deutsch­land gemein­sam mit wei­te­ren Tadschi­ken der Ver­ei­ni­gung an. In enger Abstim­mung mit dem Füh­rungs­mit­glied plan­ten sie lang­fris­tig, nach Tadschi­ki­stan aus­zu­rei­sen, mit Waf­fen­ge­walt die dor­ti­ge Regie­rung zu stür­zen und einen vom IS geführ­ten Got­tes­staat zu errich­ten. Bis dahin woll­ten und soll­ten sie für den IS Anschlä­ge in Deutsch­land bege­hen und Gel­der für die Orga­ni­sa­ti­on beschaf­fen. Zu die­sem Zweck reis­te einer der Ange­klag­ten nach Alba­ni­en, um dort im Auf­trag der Ver­ei­ni­gung einen mit 40.000 € dotier­ten Auf­trags­mord zu ver­üben. Ein ande­rer Ange­klag­ter ver­schaff­te sich Waf­fen zur Tötung eines Islam­kri­ti­kers aus Nord­rhein-West­fa­len. Der bereits kon­kret geplan­te Anschlag konn­te auf­grund der Ver­haf­tung des Ange­klag­ten nicht aus­ge­führt wer­den. Die Grup­pe erwog zudem Spreng­stoff­an­schlä­ge – auch aus der Luft –, setz­te sie aber nicht um. Ein Ange­klag­ter sam­mel­te schließ­lich in Deutsch­land Gel­der ein und trans­fe­rier­te sie an den IS in Syrien.

Die revi­si­ons­recht­li­che Über­prü­fung des Urteils durch den für Staats­schutz­sa­chen zustän­di­gen 3. Straf­se­nat hat kei­nen Rechts­feh­ler zum Nach­teil der Ange­klag­ten erge­ben. Ins­be­son­de­re ist die Ver­fah­rens­be­an­stan­dung von zwei Ange­klag­ten ohne Erfolg geblie­ben, die Rich­ter des Ober­lan­des­ge­richts sei­en befan­gen gewe­sen, weil sie zuvor ein wei­te­res Mit­glied der tadschi­ki­schen IS-Zel­le ver­ur­teilt hat­ten. Das Urteil ist damit ins­ge­samt rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf — Urteil vom 31. März 2022 – III‑6 StS 1/21

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…