BGH, Beschluss vom 13.04.2023, AZ 5 StR 554/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 68/2023, vom 13.04.2023

Ver­ur­tei­lung wegen Mor­des an einem 13-jäh­ri­gen Jun­gen im Ber­li­ner Mon­bi­jou­park rechtskräftig

Beschluss vom 28. März 2023 – 5 StR 554/22

Der in Leip­zig ansäs­si­ge 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat am 28. März 2023 die Ver­ur­tei­lung wegen Mor­des an einem 13-jäh­ri­gen Jun­gen im Ber­li­ner Mon­bi­jou­park durch das Land­ge­richt Ber­lin bestätigt.

In einem ers­ten Pro­zess hat­te das Land­ge­richt den Ange­klag­ten am 20. Mai 2021 inso­weit ledig­lich wegen Tot­schlags für schul­dig befun­den. Auf die Revi­si­on der Mut­ter des getö­te­ten Jun­gen hat der Bun­des­ge­richts­hof dies mit Urteil vom 30. März 2022 als rechts­feh­ler­haft bean­stan­det und die Sache – unter Auf­recht­erhal­tung der tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen – zur Prü­fung einer Ver­ur­tei­lung wegen Mor­des zurück­ver­wie­sen. Die Revi­si­on des Ange­klag­ten, mit der er auch sei­ne Ver­ur­tei­lung wegen gefähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung zum Nach­teil eines Bekann­ten des Getö­te­ten ange­foch­ten hat­te, hat der Bun­des­ge­richts­hof hin­ge­gen ver­wor­fen (vgl. Pres­se­mit­tei­lung Nr. 42/2022).

Im zwei­ten Pro­zess ist das nun­mehr mit dem Ver­fah­ren befass­te Schwur­ge­richt zur Über­zeu­gung gelangt, dass der mitt­ler­wei­le 43 Jah­re alte Ange­klag­te den zur Tat­zeit 13 Jah­re alten Jun­gen nach einem belang­lo­sen Vor­fall mit einem wuch­ti­gen Mes­ser­stich in die Herz­ge­gend getö­tet hat­te, um dem Jun­gen eine Lek­ti­on zu ertei­len und als “Sie­ger vom Platz” zu gehen. Unter Zugrun­de­le­gung der recht­li­chen Beur­tei­lung durch den Bun­des­ge­richts­hof hat es die­ses Tat­mo­tiv als einen nied­ri­gen Beweg­grund bewer­tet, den Ange­klag­ten des­halb mit Urteil vom 2. August 2022 – neben der bereits rechts­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lung wegen gefähr­li­cher Kör­per­ver­let­zung – des Mor­des schul­dig gespro­chen und gegen ihn eine lebens­lan­ge Frei­heits­stra­fe als Gesamt­stra­fe verhängt.

Die hier­ge­gen gerich­te­te Revi­si­on des Ange­klag­ten hat der 5. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs mit Beschluss vom 28. März 2023 ver­wor­fen, da die Nach­prü­fung des Urteils kei­nen Rechts­feh­ler zum Nach­teil des Ange­klag­ten erge­ben hat. Das Urteil des Land­ge­richts Ber­lin vom 2. August 2022 ist damit rechtskräftig.

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Ber­lin – Urteil vom 2. August 2022 – 532 Ks 278 Js 291/20 (4/22)

Die maß­geb­li­chen gesetz­li­chen Bestim­mun­gen lauten:

Straf­ge­setz­buch (StGB)

§ 211 Mord

(1) Der Mör­der wird mit lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe bestraft.
(2) Mör­der ist, wer aus Mord­lust, zur Befrie­di­gung des Geschlechts­triebs, aus Hab­gier oder aus sonst nied­ri­gen Beweg­grün­den (…) einen Men­schen tötet.

§ 54 Bil­dung der Gesamtstrafe

(1) Ist eine der Ein­zel­stra­fen eine lebens­lan­ge Frei­heits­stra­fe, so wird als Gesamt­stra­fe auf lebens­lan­ge Frei­heits­stra­fe erkannt. (…)

Straf­pro­zess­ord­nung (StPO)

§ 353 Auf­he­bung des Urteils und der Feststellungen

(1) Soweit die Revi­si­on für begrün­det erach­tet wird, ist das ange­foch­te­ne Urteil aufzuheben.
(2) Gleich­zei­tig sind die dem Urteil zugrun­de lie­gen­den Fest­stel­lun­gen auf­zu­he­ben, sofern sie durch die Geset­zes­ver­let­zung betrof­fen wer­den, wegen deren das Urteil auf­ge­ho­ben wird.

§ 358 Bin­dung des Tat­ge­richts; Ver­bot der Schlechterstellung

(1) Das Gericht, an das die Sache zur ander­wei­ti­gen Ver­hand­lung und Ent­schei­dung ver­wie­sen ist, hat die recht­li­che Beur­tei­lung, die der Auf­he­bung des Urteils zugrun­de gelegt ist, auch sei­ner Ent­schei­dung zugrun­de zu legen.
(2) …

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…