BGH, Beschluss vom 02.10.2021, AZ 4 StR 170/21

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 175/2021, vom 30.09.2021

Ver­ur­tei­lung wegen Mor­des an einem Poli­zei­be­am­ten ist rechtskräftig 

Urteil vom 30. Sep­tem­ber 2021 – 4 StR 170/21

Die Ver­ur­tei­lung eines 31-jäh­ri­gen Ange­klag­ten u. a. wegen Mor­des an einem Poli­zei­be­am­ten zu lebens­lan­ger Frei­heits­stra­fe hat Bestand. Der 4. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die gegen das Urteil des Land­ge­richts Essen gerich­te­ten Revi­sio­nen der Staats­an­walt­schaft und des Ange­klag­ten verworfen. 

Nach den Fest­stel­lun­gen des Land­ge­richts han­del­te der Ange­klag­te in grö­ße­rem Stil mit Betäu­bungs­mit­teln und lager­te die­se zusam­men mit Waf­fen, u. a. einer schar­fen Pis­to­le, in sei­ner Woh­nung. Als er bemerk­te, dass Poli­zei­be­am­te sei­ne Woh­nung durch­su­chen woll­ten, bewaff­ne­te er sich mit sei­ner Pis­to­le und gab auf den ers­ten in sei­ne Woh­nung vor­rü­cken­den SEK-Beam­ten zwei Nah­schüs­se ab, wovon einer den Beam­ten töd­lich traf. Der Ange­klag­te wur­de danach überwältigt. 

Die Ver­ur­tei­lung wegen Mor­des hat das Land­ge­richt auf das Mord­merk­mal der nied­ri­gen Beweg­grün­de gestützt, weil die Tat durch einen vom Ange­klag­ten vor der Tat ent­wi­ckel­ten Hass auf Poli­zei­be­am­te moti­viert war. 

Die Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft, die die unter­blie­be­ne Fest­stel­lung der beson­de­ren Schwe­re der Schuld (§ 57a Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 StGB) bean­stan­de­te, blieb ohne Erfolg. Das Land­ge­richt hat über die nied­ri­gen Beweg­grün­de hin­aus­ge­hen­de schul­d­er­hö­hen­de Umstän­de nicht fest­ge­stellt. Es hat ins­be­son­de­re das Vor­lie­gen eines wei­te­ren Mord­merk­mals rechts­feh­ler­frei ver­neint. Ver­de­ckungs­ab­sicht hat es trag­fä­hig abge­lehnt, weil der Ange­klag­te sei­nen Betäu­bungs­mit­tel­han­del und sei­ne Täter­schaft bereits für auf­ge­deckt hielt. Auch eine wei­ter­ge­hen­de ver­werf­li­che Tat­mo­ti­va­ti­on des Ange­klag­ten, etwa auf­grund sei­nes Sym­pa­thi­sie­rens mit der Reichs­bür­ger­sze­ne und mit Holo­caust­leug­nern, hat das Schwur­ge­richt nicht festgestellt. 

Die Revi­si­on des Ange­klag­ten, der die Beweis­wür­di­gung angriff, wur­de im Beschluss­ver­fah­ren eben­falls als unbe­grün­det verworfen. 

Vor­in­stanz:
LG Essen – Urteil vom 22. Dezem­ber 2020 – 22 Ks 15/20

Maß­geb­li­che Vorschrift:
§ 57a Straf­ge­setz­buch Aus­set­zung des Straf­res­tes bei lebens­lan­ger Freiheitsstrafe 

(1) Das Gericht setzt die Voll­stre­ckung des Res­tes einer lebens­lan­gen Frei­heits­stra­fe zur Bewäh­rung aus, wenn 

1. fünf­zehn Jah­re der Stra­fe ver­büßt sind, 

2. nicht die beson­de­re Schwe­re der Schuld des Ver­ur­teil­ten die wei­te­re Voll­stre­ckung gebietet […] 

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/recht…