BGH, Beschluss vom 13.03.2023, AZ 2 StR 310/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 49/2023, vom 13.03.2023

Ver­ur­tei­lung wegen Mor­des in mit­tel­ba­rer Täter­schaft durch tele­fo­ni­sche Ein­wir­kung rechtskräftig

Beschluss vom 1. März 2023 – 2 StR 310/22

Das Land­ge­richt Lim­burg hat den Ange­klag­ten wegen Mor­des, wegen ver­such­ten Mor­des und wegen Sich-Bereit­erklä­rens zu einem Mord unter Ein­be­zie­hung einer frü­he­ren Frei­heits­stra­fe zu einer lebens­lan­gen Frei­heits­stra­fe als Gesamt­stra­fe ver­ur­teilt. Dar­über hin­aus hat es die beson­de­re Schwe­re der Schuld fest­ge­stellt und die Unter­brin­gung des Ange­klag­ten in der Siche­rungs­ver­wah­rung ange­ord­net. Der 2. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat die Revi­si­on des Ange­klag­ten gegen das Urteil verworfen.

Nach den Urteils­fest­stel­lun­gen ent­wi­ckel­te der Ange­klag­te aus sexu­el­lem Sadis­mus eine Vor­lie­be für Schein­hin­rich­tun­gen gefes­sel­ter Frau­en. Nach­dem er dies viel­fach mit Pro­sti­tu­ier­ten prak­ti­ziert hat­te, was zu ent­spre­chen­den Vor­ver­ur­tei­lun­gen geführt hat­te, such­te er auch über Inter­net-Foren (Sui­zid­chat, Forum Hoff­nungs­schim­mer) Kon­takt zu krank­heits­be­dingt emo­tio­nal insta­bi­len jun­gen Frau­en, die er nun zu über­re­den ver­such­te, sich von ihm durch Erhän­gen töten zu las­sen bzw. sich selbst zu erhän­gen, wobei er dem Tötungs­vor­gang aus sexu­el­ler Moti­va­ti­on her­aus per Sky­pe oder zumin­dest tele­fo­nisch bei­woh­nen wollte.

Im Mai 2012 über­re­de­te er so eine jun­ge psy­chisch kran­ke Frau dazu, mit ihm den Geschlechts­ver­kehr durch­zu­füh­ren und sich anschlie­ßend von ihm im Wald erhän­gen zu las­sen. Die Mut­ter der jun­gen Frau erfuhr von der geplan­ten Tötung und konn­te die Tat im letz­ten Moment durch Ein­schal­tung der Poli­zei verhindern.

Im Juli 2015 ver­such­te der Ange­klag­te eine ande­re jun­ge, sui­zid­ge­fähr­de­te Frau zu mani­pu­lie­ren, sich selbst mit­tels eines Gür­tels zu stran­gu­lie­ren. Im letz­ten Moment kam die jun­ge Frau – mit der Schlin­ge um den Hals auf einem wacke­li­gen Stuhl ste­hend – zur Besinnung.

Im Febru­ar 2016 stran­gu­lier­te sich eine psy­chisch labi­le jun­ge Frau auf Betrei­ben des Ange­klag­ten mit einem Gür­tel zu Tode. Der Ange­klag­te hat­te ihr zuvor vor­ge­spie­gelt, bei einer Stran­gu­la­ti­on mit einem Gür­tel han­de­le es sich um einen unge­fähr­li­chen Vor­gang zum “Druck­ab­bau”.

Schließ­lich über­re­de­te er im April 2016 eine wei­te­re Frau dazu, sich von ihm in einem Wald nach Durch­füh­rung des Geschlechts­ver­kehrs erhän­gen zu las­sen. Bei Abho­lung des Opfers am Haupt­bahn­hof in Gie­ßen wur­de der Ange­klag­te fest­ge­nom­men und in Fol­ge vom Land­ge­richt Gie­ßen im Juli 2018 für die­se letz­te Tat bereits rechts­kräf­tig zu einer Frei­heits­stra­fe von sie­ben Jah­ren ver­ur­teilt, die das Land­ge­richt Lim­burg in sei­ne jet­zi­ge Ent­schei­dung ein­be­zo­gen hat.

Die Über­prü­fung des Urteils des Land­ge­richts Lim­burg hat kei­nen Rechts­feh­ler zum Nach­teil des Ange­klag­ten ergeben.

Vor­in­stanz:
Land­ge­richt Lim­burg – Urteil vom 22. März 2022 – 2 Ks – 3 Js 9407/12

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