BGH, Beschluss vom 12.09.2023, AZ 3 StR 306/22

Pres­se­mit­tei­lung des Bun­des­ge­richts­hofs, Nr. 156/2023, vom 12.09.2023

Ver­ur­tei­lun­gen der Ange­klag­ten im Cyber­bun­ker-Ver­fah­ren rechtskräftig

Urteil vom 12. Sep­tem­ber 2023 — 3 StR 306/22

Der Bun­des­ge­richts­hof hat mit Urteil vom 12. Sep­tem­ber 2023 die Ver­ur­tei­lun­gen der Ange­klag­ten im soge­nann­ten “Cyber­bun­ker-Ver­fah­ren” ganz weit­ge­hend bestätigt.

Die acht Ange­klag­ten sind vom Land­ge­richt Trier am 13. Dezem­ber 2021 wegen mit­glied­schaft­li­cher Betei­li­gung an einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung (§ 129 StGB) zu Frei­heits­stra­fen zwi­schen einem Jahr und fünf Jah­ren und neun Mona­ten ver­ur­teilt wor­den. Zudem hat das Land­ge­richt gegen die Ange­klag­ten die Ein­zie­hung unter ande­rem des Wer­tes von Tat­er­trä­gen zwi­schen etwa 9.000 € und 900.000 € ange­ord­net. Von wei­te­ren Vor­wür­fen sind die Ange­klag­ten frei­ge­spro­chen wor­den. Schließ­lich hat die Straf­kam­mer hin­sicht­lich einer Ein­zie­hungs­be­tei­lig­ten die Ein­zie­hung des Wer­tes von Tat­er­trä­gen in Höhe von knapp 750.000 € angeordnet.

Nach den vom Land­ge­richt getrof­fe­nen Fest­stel­lun­gen betrie­ben die Ange­klag­ten ein hoch­ge­si­cher­tes Rechen- und Daten­ver­ar­bei­tungs­zen­trum in einer frü­he­ren NATO-Bun­ker­an­la­ge auf einem ehe­ma­li­gen Mili­tär­ge­län­de im rhein­land-pfäl­zi­schen Tra­ben-Trar­bach und stell­ten die­se IT-Infra­struk­tur gegen Bezah­lung ins­be­son­de­re Betrei­bern ille­ga­ler Han­dels­platt­for­men im Inter­net zur Ver­fü­gung, wobei die tech­ni­sche Aus­stat­tung auf eine anony­me, vor einem staat­li­chen Zugriff geschütz­te Nut­zung aus­ge­rich­tet war. Die Ange­klag­ten wuss­ten, dass die von ihnen ver­mie­te­ten Ser­ver vor­nehm­lich zur Bege­hung von Straf­ta­ten im Inter­net, ins­be­son­de­re zum Han­del­trei­ben mit Betäu­bungs­mit­teln über Online-Han­dels­platt­for­men, genutzt wurden.

Gegen das Urteil haben sowohl alle acht Ange­klag­ten und die Ein­zie­hungs­be­tei­lig­te als auch die Staats­an­walt­schaft Revi­si­on eingelegt.

Die revi­si­ons­recht­li­che Über­prü­fung des Urteils durch den 3. Straf­se­nat des Bun­des­ge­richts­hofs hat zu des­sen ganz weit­ge­hen­der Bestä­ti­gung geführt. Der Senat hat die Schuld­sprü­che zur Klar­stel­lung dahin prä­zi­siert, dass die Ange­klag­ten jeweils der mit­glied­schaft­li­chen Betei­li­gung an einer auf beson­ders schwe­re Straf­ta­ten gerich­te­ten kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung schul­dig sind. Hin­sicht­lich eines Ange­klag­ten hat der Senat den Betrag der ange­ord­ne­ten Ein­zie­hung des Wer­tes von Tat­er­trä­gen gering­fü­gig redu­ziert. Die wei­ter­ge­hen­de Revi­si­on die­ses Ange­klag­ten sowie die Revi­sio­nen der übri­gen Ange­klag­ten und der Ein­zie­hungs­be­tei­lig­ten sind ver­wor­fen wor­den. Den Ein­wand der Ange­klag­ten, ihre Akti­vi­tä­ten als Web­hos­ter sei­en auf­grund der Haf­tungs­pri­vi­le­gie­rung des § 10 Tele­me­di­en­ge­setz (TMG) in Ver­bin­dung mit der E‑Com­mer­ce-Richt­li­nie der Euro­päi­schen Uni­on nicht straf­bar gewe­sen, hat der Bun­des­ge­richts­hof als nicht stich­hal­tig erachtet.

Auf die Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft hat der Senat das Urteil inso­weit auf­ge­ho­ben und die Sache zu neu­er Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Land­ge­richt Trier zurück­ver­wie­sen, als die Straf­kam­mer die Ein­zie­hung einer Viel­zahl von Aus­stat­tungs­ge­gen­stän­den des Cyber­bun­kers abge­lehnt hat.

Dage­gen blieb die Revi­si­on der Staats­an­walt­schaft ohne Erfolg, soweit sie eine Ver­ur­tei­lung der Ange­klag­ten auch wegen Bei­hil­fe zu von den Nut­zern der zur Ver­fü­gung gestell­ten IT-Infra­struk­tur began­ge­nen Straf­ta­ten erstrebt hat. Inso­fern hat das Land­ge­richt die Ange­klag­ten zu Recht frei­ge­spro­chen, da sie von den ange­klag­ten Bei­hil­fe­ta­ten kei­ne hin­rei­chend kon­kre­te Kennt­nis hat­ten und es mit­hin am erfor­der­li­chen Bei­hil­fe­vor­satz fehlte.

Vor­in­stanz:
LG Trier — 2a KLs 5 Js 30/15 — Urteil vom 13. Dezem­ber 2021 

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